(shareribs.com) Sydney 14.09.12 - In den australischen Medien kochte heute die Gerüchteküche über den Erzhändler und Minenbetreiber Fortescue Metals Group. Wie shareribs.com bereits berichtete, hat sich das Unternehmen heute bei einem Schlussstand von 2,99 AUD vom gestrigen Handel aussetzen lassen.

Tags zuvor war sie um 14 Prozent abgestürzt und hatte damit einen Wertverlust von 500 Mio. Dollar verursacht, was etwa ein Drittel der Marktkapitalisierung des Unternehmens ausmacht. Erste Meldungen besagten, dass die Aussetzung im Zusammenhang mit den Gesprächen der Kreditgeber zu sehen ist.

Neu aufkommende Nachrichten zeichnen ein katastrophales Bild des drittgrößten Minenbetreibers Australiens und der Nummer vier weltweit. Es gipfelt bis darin, dass das Imperium von Andrew Forrest vor dem Kollaps steht, immerhin belaufen sich die Schulden inzwischen auf 11 Mrd. Dollar und nun versucht wird, eine Pleite abzuwenden. Dazu gehört dem Vernehmen nach der Verkauf von Assets zur Schuldentilgung. Wie die Business Day schreibt, sollen Fahrzeuge und schwere Maschinen in Größenordnungen veräußert werden. Als Käufer wird die QR National genannt. Auch ein Deal mit der australischen Unternehmerin und Milliardärin Gina Rinehart wird von der Zeitung kolportiert. Dabei geht es um das Roy Hill Eisenerz-Projekt. Dieses ist mit Kosten in Höhe von 10 Mrd. Dollar veranschlagt, welche Fortescue schon lange nicht stemmen kann. Benötigt wird aber dieses Projekt und Rinehart soll sich nun um die mögliche Finanzierung kümmern. Wie die Business Day schreibt, soll von der Gesamtsumme eine Fremdfinanzierung in Höhe von 7 Mrd. Dollar nötig sein, von denen 4 Mrd. Dollar über Exportkreditagenturen in den USA, China und Korea erfolgen sollen. Der Rest kommt von traditionellen Banken. Beteiligt an diesem Projekt ist auch der größte südkoreanische Stahlkonzern Posco

Selbst ist der Minenbetreiber nicht mehr in der Lage eine Kreditline aufzunehmen. Andrew Forrest hat inzwischen sein gesamtes Kapital in das Unternehmen gesteckt und auch das ist größtenteils geliehen. Dazu kommt, dass ein Kurz-Darlehen der Bank of America Merrill Lynch in Höhe von 1,5 Mrd. Dollar vor der Rückerstattung steht. Dieses Darlehen war im August zum Begleichen anderer Fälligkeiten benötigt worden. Laut der Loan Pricing Corp sind weitere Kreditgeber des Unternehmens die National Australia Bank, die Commonwealth Bank, Westpac, ANZ, JPMorgan, die Deutsche Bank, die Credit Suisse und die RBS.

Philip Wen vom Business Day geht dann auch mit Andrew Forrest hart ins Gericht indem er Andrew Forrest eine fremdfinanzierte Multimilliarden-Dollar-Wette auf den Preis von Eisenerz vorwirft. Auch der Aufkauf eigener Aktien vor zwei Wochen sei nichts anderes als ein Bluff gewesen, so Wen. Die investierten 40 Mio. Dollar waren ebenfalls nur geliehenes Geld. Die von Fortescue angekündigten Einschnitte, bis hin zum Abbau von Arbeitsplätzen, werden aber nicht ausreichen, so die Analysten der CLSA nach einer Präsentation des Fortescue-CEO in Hongkong. Wenn der Eisenerz-Preis auf dem gegenwärtige Niveau verbleibt, dann dürfte mindestens eine zusätzliche  Milliarde Dollar zur Finanzierungen des Geschäftes in unmittelbarer Zeit nötig werden und rund 4 Milliarden über einen Zeitraum von zwei Jahren.

 Zwingend wäre ein Erz-Preis von 110 Dollar pro Tonne, um Schulden tilgen zu können und eine Reihe der Fortescue-Projekte rentabel zu halten, so der Fat Prophets Ressourcen Analyst David Lennox. Danach sieht es derzeit aber nicht aus. Der Benchmark-Preis für eine Tonne Eisenerz in der chinesischen Hafenstadt Tianjin fiel den zweiten Tag in Folge auf 96,10 Dollar. Die Projekte wurden im vergangenen Jahr unter einem Durchschnittspreis von 191 Dollar forciert. Mit diesem Preisabsturz verlieren sie nun dramatisch an Profitabilität. Richtig Öl in das Spekulations-Feuer goss die Wes Trac, ein Händler von Caterpillar-Anlagen in Australien und China. Er ließ verlauten, dass der größte chinesische Stahlkocher, die Baosteel, mit einer 15 Prozent-Beteiligung bei Fortescue einsteigen könnte. Der chinesische Stahlkonzern ist der größte Kunde von Fortescue. Weitere Gerüchte besagten, dass der Minengigant BHP Billiton für Fortescue bieten könnte, was aber unter Marktbeobachtern eher als Geschwätz abgetan wird. Auch ein ins Gespräch gebrachter 1 Mrd. Dollar Sale-and-a-Leaseback Deal zwischen Fortescue und Seven Group wurde umgehend vom Seven-Sprecher, Kerry Stokes, dementiert.

Wie sich die Story weiterentwickeln wird, bleibt abzuwarten. Vielleicht endet alles tatsächlich in einem großen Bluff, wie es Philip Wen bezeichnete. Die dann entstehende Welle dürfte aber auch an den großen der Branche, wie BHP Billiton oder Rio Tinto nicht ganz spurlos vorüberziehen. Auch wenn sie in ihrem Produkt-Portfolio breiter aufgestellt sind, haben sie wie Fortescue mit den massiven Erz-Preisverfall zu kämpfen und mussten bereits in Mrd.-Höhe eigene Projekte zusammenstreichen.