15.12.16  Kolumne  Metalle 

Ist Gold der neue Feind der Aktien?

(Libra Invest) Liebe Anlegerinnen und Anleger,

nun liegt das Top- Ereignis der Handelswoche hinter uns - und ist wie erwartet ausgefallen. Die US-Notenbank FED erhöht wegen der robusten Wirtschaftslage den Basiszinssatz um 0,25 auf die Spanne 0,50 bis 0,75 %. Da dieses Ereignis allgemein erwartet wurde, wird es meiner Meinung nach in den kommenden Tagen auch keine besonders heftige Reaktion auslösen. Möglicherweise werden wir wegen der mittlerweile doch recht überhitzten zyklischen Sektoren in den kommenden Tagen ein gewisses Ausatmen der Kurse und eine bescheidene Konsolidierung erleben.
 
Da Sie sich heute in den Medien ausreichend über die gestrige Notenbanksitzung informieren können, will ich hier einen wichtigen Sektor beleuchten, der im fast hinter uns liegenden Jahr zu den schwächsten an der US Börse gehörte. Doch vorab will ich Sie daran erinnern, dass die Sektoranalyse eine der wichtigsten und gleichzeitig eine der am häufigsten unterschätzte Disziplin ist. Etwa 80 % der Mitglieder eines Sektors bewegen sich mit diesem. Deshalb ist die Identifizierung des „richtigen“ Sektors noch wichtiger als die potentiell attraktivste Aktie aufzuspüren. Mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit haben Sie mit einer mittelmäßigen Aktie in einem starken Sektor mehr Erfolg als mit einer relativ festen Aktie aus einem schwachen Sektor. Hinzu kommt noch die Tatsache, dass sich in einem schwachen Gesamtmarkt einige Sektoren sehr stark entwickeln können - und umgekehrt in einem festen Markt einzelne Sektoren sehr schwach. Daher ist es keine Seltenheit, dass in einem durchschnittlichen Aktienjahr ganz locker bis zu 40 % Rendite-Unterschied zwischen dem stärksten und dem schwächsten Sektor liegen können.

Sie sehen, es lohnt die Mühe zu untersuchen, welche Sektoren relative Stärke aufbauen. Und umgekehrt, welche Branchen aus welchen Gründen auch immer, von den Investoren gemieden werden. Die Gründe dafür werden uns fast immer nach einiger Zeit von den Medien nachgereicht.

Biotech-Aktien bremsen die Nasdaq aus

Bekanntlich sind Prognosen an der Börse ein schwieriges Geschäft. Daher ist es umso wichtiger, sich ein genaues Bild darüber zu machen was heute geschieht. Und erst im zweiten Schritt zu überlegen, aus welchen Gründen sich ein Sektor (oder eine Aktie) möglicherweise zukünftig in die eine oder andere Richtung bewegen könnte.

Aus verschiedenen Gründen gehörte der Biotechsektor im vergangenen Jahr zu den schwächen Sektoren an der US Börse. Zunächst bremste die hohe Wahrscheinlichkeit einer Präsidentschaft Clinton den Sektor, da diese mehrfach angekündigt hatte, sich für faire und geringere Arzneimittelpreise einzusetzen. Nach dem überraschenden Wahlausgang schien der Weg für den Sektor nach oben frei zu sein. Doch die Überraschung folgte auf den Fuß, als Donald Trump nach seiner Wahl sich ebenfalls für eine stärkere Regulierung der Branche und geringere Medikamentenpreise aussprach. Insofern ist die schwache Performance des Sektors - nach mehreren sehr starken Jahren -  fundamental durchaus zu begründen.



Wie Ihnen der gelassene P & F Chart zeigt, bewegte sich der für die Nasdaq wichtige Biotechsektor zwischen Sommer 2015 und diesem Frühjahr (Ziffer 4 in der Mitte der Grafik) in einem Abwärtstrend. Als dann der breite Aktienmarkt und fast alle Sektoren ab Februar nach oben schossen, bewegten sich die Biotech- Aktien per Saldo nur seitwärts. Erst im Oktober (Buchstabe A) hat sich erneut eine negative Widerstandsgerade gebildet. Aktuell befinden wir uns in einer negativen 0- Spalte (ganz rechts). Der gegenwärtige Trend zeigt also nach unten und die Bullen wurden exakt an der fallenden Trendgerade ausgebremst. Daher muss mit fallenden Kursen der Biotech- Aktien gerechnet werden. Jedenfalls ist die Wahrscheinlichkeit für fallende oder seitwärts tendierende Aktien des Sektors heute höher als für dynamisch steigende. Umgekehrt ist aber auch zu bedenken, dass der Sektor mittlerweile zyklisch stark überverkauft ist. Nur noch 30 % der Mitglieder im Index befindet sich auf einem systematischen Kaufsignal. Insofern ist eine Bodenbildung und sogar eine baldige „Neuentdeckung“ des Sektors wahrscheinlich. Denn immerhin ist es völlig normal für die launische Börse und jeden Sektor, dass die Kurse zwischen den extremen Marktzuständen hin- und her pendeln. Noch ist es wahrscheinlich zu früh für Engagements im Sektor - aber aus antizyklischen Gesichtspunkten wird die Sache allmählich richtig interessant.

Goldminen weiter unter Druck

Nun wurden die Zinsen also gestern doch ein wenig gestrafft. Merkwürdigerweise reagieren die Händler bezogen auf den Minensektor sehr überrascht und hämmern die Kurse nach unten -  obwohl der Zinsschritt keine Überraschung ist. Dahinter verbirgt sich wahrscheinlich die alte Überlegung, dass steigende Zinsen Gift für die Edelmetalle sind. Statistisch ist dies zwar nicht belegt, aber im Augenblick ist es anscheinend ausreichend, sich an die alten Gewohnheiten der Menschen zu erinnern. Denn diese ändern sich bekanntlich nur sehr langsam.



Sehr deutlich zeigt Ihnen der besonnene P & F Chart den im August(Ziffer 8) aufgenommenen Abwärtstrend. Beschleunigt wurde die Abwärtsbewegung durch den Wahlsieg von D. Trump und der dann plötzlich rasant steigenden Aktienkurse. Derzeit sind also die positiven Aktienkurse ganz eindeutig der Feind des Goldes. Trotzdem versuchen die Goldminen nun bei etwa 170 einen Boden auszubilden. Genau hier befindet sich auch eine charttechnische Unterstützung in Form des April –Tiefs. Beachten Sie also in den nächsten Tagen gut, ob dieses Niveau verteidigt wird. Falls ja, würden wir derzeit eine sehr gute Einstiegsgelegenheit erleben. Denn auch von innen her ist der Sektor stark überverkauft. Mittlerweile notieren nur noch etwa 20 % der Goldaktien des Sektors auf einem Kaufsignal. Auch hier gehe ich davon aus, dass wir schon bald eine antizyklische Einstiegsgelegenheit erleben werden.

DAX: erstes Kursziel fast erreicht

Deutlich zeigt der P & F Chart, der über keine traditionelle Zeitachse verfügt und sich nur nach Kursveränderungen nach rechts hin verschiebt, den sehr dynamischen Ausbruch des DAX. Die Breite des Seitwärtstrends und die hohe Anzahl der sich abwechselnden X-und 0-Spalten deuten auf einen hohen „Punch“ der laufenden Kursbewegung. Das erste Kursziel können wir bei etwa 11.400 vermuten, in etwa also dem Zwischenhoch aus dem Herbst 2015.



Wegen der hohen Durchschlagskraft der Formation und der günstigen Jahreszeit kann ich mir aber vorstellen, dass wir in den kommenden Wochen oder Monaten auch die runde und psychologisch wichtige Marke von 12.000 Punkten testen werden. Aber Achtung, diese Kursziele müssen natürlich nicht zwangsläufig ohne Konsolidierungen und Rückschläge erreicht werden, obwohl sie eine hohe und fast magische Anziehungskraft aufweisen. Vorher müssen wir aber mit einer Konsolidierung rechnen, da die aktuelle Kursbewegung schon sehr „reif“ ist. Kritisch für uns Anleger wird es aber erst, falls wir unterhalb die neue Unterstützung bei 10.800 und damit in den alten Seitwärtstrend fallen sollten.

Falls Sie sich für die Philosophie der P & F Charts und den inneren Markt interessieren, beachten Sie bitte auch mein Gratis-E-Book.

Viel Erfolg bei Ihren Anlagen und einige ruhige Adventstage wünscht Ihnen Ihr Klaus Buhl

Quelle: Libra Invest, Autor: (klausbuhl)

 

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