05.09.12  News  Minen 

Beginnt der Überlebenskampf der Erzproduzenten? Chinas Stahlbranche vor dem Kollaps?

(shareribs.comDie Entwicklung des Erzpreises und der Stahlindustrie, vor allem der Chinesischen, wird langsam zur Existenzbedrohung für etliche Erzproduzenten. Deutlich wird das an dem australischen Erzhändler und Minenkonzern Fortescue Metals Group, welcher in kurzer Zeit für etliche Schlagzeilen sorgte.

Gestern kündigte der CEO Nev Power drastische Maßnahmen zur Kostenreduzierung an, shareribs.com berichtete. Heute kam das Unternehmen mit einer neuen Schlagzeile in die Medien. Das Unternehmen gab bekannt, dass man sein Kraftwerk, welches zur Solomon Mine in der westaustralischen Pilbara Region gehört, für 300 Mio. US Dollar verkauft habe. Käufer ist eine Tochtergesellschaft des kanadischen Energieunternehmens TransAlta Corporation. Power sagte zu diesem Deal, dass es schon lange das Bestreben seines Unternehmens gewesen sei, dieses Kraftwerk zu verkaufen. Noch müssen die Behörden dem zustimmen, aber es wird davon ausgegangen, dass der Verkauf bis Ende September abgeschlossen ist.

Die Salomon-Mine selbst steht derzeit auf der Liste der zu verschiebenden Projekt-Maßnahmen von Fortescue. Trotz dieser Nachricht stürzte die Fortescue-Aktie im Vormittagshandel um 10 Prozent ab und landete mit 3,06 AUD auf den Stand Juni 2009 und hat sich allein in den letzten vier Monaten halbiert. Laut Marktbeobachter stecken hinter dem Absturz Leerverkäufe, nachdem der Erzpreis über Nacht um 2,20 Dollar weiter abrutschte und mit 86,90 Dollar pro Tonne auf das Niveau vom Oktober 2009 zurückfiel. Dazu kommt ein Downgrading der UBS. Sie stufte die Aktie von ihrer Kaufempfehlung auf eine Halteposition zurück und senkte gleichzeitig das bisherige Kursziel von 5,60 AUD auf 3,80 AUD. Bleibt es bei der Entwicklung, dann wäre auch ein Absenken bis auf 2 Dollar möglich. Fitch senkte heute seinerseits die Aussichten für Fortescue von „stabil“ auf „negativ“. Der Chairman und Gründer Andrew Forrest hatte erst vor kurzem seine Beteiligung auf 33 Prozent aufgestockt und versuchte damit Ruhe in die Aktienentwicklung zu bekommen. Mit dem heutigen Absturz muss er aber einen Verlust von inzwischen 330 Mio. Dollar hinnehmen.

Wie es weiter gehen wird, hängt von der Preisentwicklung beim Erz ab und diese wiederum von der wirtschaftlichen Entwicklung in China. Da dort derzeit kein richtiger Silberstreifen am Horizont zu sehen ist und die globale Lage sich insgesamt immer weiter verschlechtert, dürfte ein Aufschwung auf sich warten lassen. Zwar hatte Nev Power in der vergangenen Woche darauf spekuliert, dass der Erzpreis in den kommenden zwei Monaten wieder die Marke von 120 Dollar pro Tonne erreichen werde, aber bereits gestern relativierte er sich.

Auch die UBS gab sich heute noch recht optimistisch. Die Analysten gehen davon aus, dass sich der Preis ab November nach oben und bis zum Jahresende die magischen 120 Dollar erreichen dürfte. In einem Führungskräfte-Treffen des Minengiganten BHP Billiton am gestrigen Tag, gab sich BHP Chef Marius Kloppers ebenfalls optimistisch. Sieht man sich die Kursentwicklung seines Unternehmens an, dann bleibt ihm derzeit auch nichts anderes übrig als Optimismus zu verbreiten. Für den JPMorgan-Analysten, Lyndon Fagan, sieht das gegenwärtige Spotpreis-Szenario nicht gut aus. Der Preis werde wohl vorerst auf einem durchschnittlichen Niveau von 90 Dollar pro Tonne verharren. Dem kann man mit den weiter unten kommenden Ausführungen zur chinesischen Situation durchaus folgen. Das wiederum könnte Fortescue in Bedrängnis bringen und eine Finanzierungslücke von 3,9 Mrd. Dollar aufreißen. So zieht Fagan das bittere Fazit, dass Fortescue nur eine Investition für die Anleger sei, welche an einen Anstieg des Erzpreises glauben.

In dem heutigen Tages-Blog des The Sydney Morning Herald wird der in Peking ansässige Investment-Analyst Tim Murray zitiert. Dieser zweifelt inzwischen das Überleben von Fortescue an, sollte der Spotpreis bei 90 Dollar verbleiben und die Jahresproduktionsmenge unter 115 Mio. Tonnen liegen. Die Schuldentilgung des Unternehmens können nicht mehr durch neue Aktien, wie in der Vergangenheit, realisiert werden, sondern nur über einen höheren Erzpreis, so Murray.

Die dunklen Wolken, die sich derzeit über Fortescue zusammenziehen, betreffen aber nicht nur dieses Unternehmen, sondern die gesamte Branche der Erz-Produzenten. Von Atlas Iron, Gindalbi Metals über BHP Billiton Rio Tinto Vale und vielen anderen, leiden sie alle zunehmend unter der sich abschwächenden chinesischen Wirtschaft und den damit einhergehenden Preisverfall. Erst vor kurzem war bei German.China.Org.Cn ein alarmierender Artikel zur chinesischen Stahlbranche zu lesen. Der Aufmacher „ Chinesischer Stahlmarkt wegen Preisverfall kurz vor dem Zusammenbruch“ sollte den Letzten wachgerüttelt haben.

Die Dimensionen eines solchen Zusammenbruches wären verheerend und würden wohl eine Schockwelle rund um den Globus auslösen. Lange ist es her, dass die alljährlichen Pokerrunden um den Preis zwischen den Erzproduzenten und den Großen der globalen Stahlbranche, vor allem aus China, Japan und Südkorea, ausgefochten wurden. Inzwischen steht der gesamtchinesische Stahlmarkt kurz vor dem Zusammenbruch, da bei den derzeitigen Stahl-Preisen jedes Stahlunternehmen Verluste macht, so wird der Ehrenvorsitzender der China Iron & Steel Association (CISA), Wu Xichun bei China.org zitiert. Der von der CISA geführte Stahlpreisindex ist seit Ende April diesen Jahres bis August um fast 20 Punkte auf 103,28 gesunken. Dieser Index wurde 1994 mit einem Start von 100 Punkten erstellt. Die Entwicklung zeigt an, dass die Stahlpreise innerhalb von Monaten auf das Niveau von vor 18 Jahren zurückgefallen sind und heute gar ein Allzeittief erreichten.

Gegenüber dem Beginn 2012 sind die Stahlpreise um 1.000 Yuan (etwa 158 US Dollar) pro Tonne abgestürzt. In diesem Zusammenhang stellt Wu die berechtigte Frage, wie die Stahlunternehmen einen derartigen Preissturz überhaupt abfangen können. Es gab einen ähnlichen Verfall in der Zeit 1995/96. Der große Unterschied zu heute aber ist, dass damals nur eine Jahresproduktion von 100 Mio. Tonnen gegeben war. Im Vergleich dazu betrug die Produktionsmenge im vergangenen Jahr 850 Millionen Tonnen, verbraucht wurden aber im eigenen Land lediglich 680 Millionen Tonnen. So kommt neben dem Preisverfall auch noch eine enorme Überkapazität hinzu, welche im Rahmen der globalen Krise nicht abgebaut werden kann. Eine Besserung der gegenwärtigen Lage in China scheint auch nicht in Sicht, so der Chef der Chinese Society for Metals (CSM), Xu Kuangdi.

Das Kuriose an dieser Entwicklung ist, dass sich jetzt das im Jahr 2008 geschnürte chinesische Konjunkturprogramm negativ bemerkbar macht. Damals hatte die Regierung ein Paket  in Höhe von vier Billionen Yuan (über 500 Mrd. USD) auf den Weg gebracht, um dadurch der sich anbahnenden globalen Krise zu begegnen. Das wiederum führte zu einem rasanten Wachstum und damit einhergehend mit einer stark steigenden Stahlproduktion und Eisenerzimporten, was zu Preissteigerungen in Rekordhöhen auf bis zu 180 Dollar pro Tonne, noch im ersten Halbjahr 2011, führte. Profitieren konnten davon bisher die schon oben genannten internationalen Eisenerzproduzenten. Das führte, trotz steigender Stahlproduktionsmenge, dazu, dass der überwiegende Teil der chinesischen Stahlbranche keine oder unwesentliche Gewinne erwirtschaftete. Für Wu ist klar, diese Entwicklung von Überproduktion und die damals viel zu hohen Importpreise sind die Grundursache der heutigen Schwierigkeiten der heimischen Stahlindustrie, welche nun auch auf die Minenkonzerne zurückfallen. Inzwischen haben sich auch die Lagerbestände an Erz in Chinas Häfen wieder auf 98 Mio. Tonnen erhöht und nähern sich damit der Rekordmarke von 101 Mio. Tonnen vom vergangenen Februar.

So resümiert Xu Zhongbo, Professor für Bergbau an der Pekinger Universität für Technik und Wissenschaft gegenüber china.org, dass wohl innerhalb der nächsten drei Jahre in der Stahlindustrie keine Wendung zum Besseren zu erwarten ist. Helen Lau, Senior Commodities Analyst bei der UOB-Kay Hian in Hong Kong, sieht vorerst ebenfalls keine Trendwende. Eine Erholung der Stahlnachfrage ist nicht in Sicht, so Lau.


Das wird die Erzproduzenten in massive Schwierigkeiten führen und Konsequenzen fordern. Neben Fortescue hatten bereits auch BHP und Rio Tinto erhebliche Einschnitte in dem Ausbau neuer Projekte angekündigt und der Kursverfall ihrer Aktien zeigt inzwischen den Trend an. Neben Fortescue war bisher die Atlas Iron mit einem Kursabsturz von 41 Prozent einer der größten Verlierer an der australischen Börse. Australien kann diese Entwicklung besonders hart treffen, ist doch dieser Rohstoffkontinent in großer Abhängigkeit vom chinesischen Absatzmarkt.

Die heute veröffentlichten Wirtschaftsdaten zeigen zwar noch ein robustes Wachstum an, aber Westaustralien verzeichnet die ersten nicht unerheblichen Steuerausfälle. Genau in diesem Gebiet sind die Minenkonzerne des Landes unterwegs und deren Gewinne schrumpfen schon seit einiger Zeit und das mit zunehmender Geschwindigkeit. So gab sich David Scutt, Händler bei der Arab Bank Australia, für Australien bärisch und sieht die weitere Erzpreis-Entwicklung als düster an.

Quelle: shareribs.com, Autor: (il)

 

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