(shareribs.com) London 09.09.14 - Der Preis für das Fass Brent-Rohöl ist bis auf 100 USD gefallen und notiert damit um ein 16-Monatstief. Die hohe Produktion und die schwache europäische Konjunktur belasten die Preise. Im Nahen Osten könnte das Preisniveau die Förderstaaten bei ihren Entscheidungen zur Produktionsquote beeinflussen.

Erstmals seit Juni 2013 ist der Preis für das Fass Brent-Rohöl unter die Marke von 100 USD gesunken. Dies wird auf die Entspannung der Lage im Osten der Ukraine zurückgeführt, wo die Waffenruhe offenbar weiterhin hält. Die EU hat sich derweil darauf verständigt, die neuen Sanktionen gegen Russland zu verschieben, um Moskau Zeit zu geben, sein Verhalten zu ändern. Die Financial Times berichtete heute, dass der russische Gasriese Gazprom mit einer Drosselung der Gaslieferungen nach Europa gedroht habe, sollte die EU Gas an die Ukraine verkaufen. Dieses Szenario könnte die Nachfrage nach Öl deutlich steigen lassen. Bei Gazprom selbst dementierte man solche Drohungen, der Kreml kommentierte gar nicht.

Die OPEC-Mitgliedsstaaten könnten sich gezwungen sehen, auf den abrutschenden Preis von Rohöl zu reagieren. Unterhalb von 100 USD wird die Finanzierung der Haushalte schwierig, dies gilt auch für Länder wie Russland, dem zweitgrößten Ölproduzenten der Welt. Die OPEC könnte deshalb über eine Drosselung der Förderung verhandeln, welche derzeit bei 30 Mio. Barrel/Tag liegt. Ein Analyst von Astmax sagte, dass Brent-Rohöl Ende des Jahres bei 120 USD notieren könnte, wenn die saisonal bedingte Nachfrage steige und die geopolitischen Spannungen aufrechterhalten blieben.

In Libyen ist die Ölförderung auf 740.000 Barrel/Tag gestiegen, sechsmal mehr als vor zwei Monaten. Es wird erwartet, dass die Förderung zum Ende dieses Monats weiter steigen könnte. Im Irak hat man sich gestern auf einen neuen Premierminister verständigt. Haider al-Abadi soll die Einigung des Landes vorantreiben.

In den USA wird das American Petroleum Institute heute die jüngsten Lagerbestandsdaten bekanntgeben, am Mittwoch folgen die offiziellen Daten des US-Energieministeriums. Bloomberg News berichtet unter Berufung auf eine eigene Umfrage, dass die Bestände in der vergangenen Woche um 1,5 Mio. Barrel auf 358,1 Mio. Barrel gesunken sein könnten.

Brent-Rohöl verliert heute 0,3 Prozent auf 99,90 USD/Barrel, WTI-Rohöl gibt 0,2 Prozent auf 92,34 USD/Barrel ab.