(shareribs.com) Guangzhou / Peking 23.04.2012 - Was sich seit der vergangenen Woche vor dem oberen Volksgerichtshof in Guangzhou, Provinz Guangdong, abspielt, könnte Wegweisend für die chinesische IT-Industrie werden.

Angeklagt ist kein geringerer als der chinesische IT-Gigant und größter Dienstleister im Bereich von Kurznachrichten, die Tencent Holdings
Klage eingereicht hat das chinesische Antivirensoftware-Unternehmen Qihoo 360. Für deutsche Ohren sind die beiden Unternehmen wahrscheinlich fast unbekannt, aber in China sind es beide, jeder in seinem Bereich, „Lieblinge“ der Branche. Tencent wird von Qihoo beschuldigt, seine Vormachtstellung auszunutzen und damit gegen das Kartellrecht des Landes zu verstoßen.

Den Nutzern von Tencent ist es inzwischen fast unmöglich die Software von Qihoo zu installieren, was die Prinzipien des fairen Wettbewerbs komplett aushebelt. Naturgemäß sieht das Tencent völlig anders.

Die Anwälte des Konzerns wiesen die Anschuldigungen zurück. Ihr Argument lautet, dass es viele verschiedene Anwendungen mit Kurznachrichtendiensten gäbe, wie beispielsweise der Windows Live Messenger oder Sina Weibo. Sie hätten ebenfalls große Marktanteile und somit hat Tencent keine Monopolstellung in China. Dem gegenüber stehen jedoch Statistiken wie beispielsweise die der iResearch. Danach verfügt Tencent mit seinem QQ-Dienst über einen heimischen Marktanteil von 76,2 Prozent. Weiterhin würde der eigene Verkauf von Softwarepaketen das geistige Eigentum von Tencent schützen, so die Anwälte.

Der Beginn des Streites der beiden Konzerne liegt schon etwas zurück. So wurde bereits im November 2010 auf den verschiedensten chinesischen Webseiten, Blogs, und in den Medien über die Auseinandersetzung zwischen dem in China meistverbreiteten Instant-Messaging- Netzwerks QQ von Tencent und des IT- Unternehmens Qihoo mit seinem beliebten Internetsicherheitsprogramm 360 Safeguard diskutiert. Dabei ging es nicht um lapidare Angelegenheiten, sondern um eine Entscheidung die Millionen von Nutzern betrafen. Sie sollten sich zukünftig pro Tencent oder Pro Qihoo entscheiden.

Der Hintergrund dieser eskalierten Auseinandersetzung war die neue Software 360 Koukou Guard von Qihoo. Diese Software ist in der Lage, sämtliche Plug-Ins und Pop-up-Werbungen von Tencents QQ zu filtern. QQ seinerseits warf Qihoo vor, dass deren Produkt die Sicherheitsmodule von QQ mit Hackertechnik beeinträchtigt habe.

Die seitdem eingeschalteten Anwälte der jeweiligen Unternehmen hauen sich nun seit über einem Jahr gegenseitig die verschiedensten Anschuldigungen um die Ohren.

So beschuldigte beispielsweise der QQ-Anwalt das Unternehmen Qihoo, dass deren Programme die Nutzer mit der Warnung zu einer angeblich gefährlichen Infizierung erschrecken und sie in diesem Zusammenhang zur Installation ihres 360 Koukou Guard nötigen. Das sei mehr als nur unfairer Wettbewerb.

Das IT-Unternehmen Qihoo hält dagegen und wirft QQ seinerseits vor, dass sie die Daten der Computer der Nutzer insgeheim scannen und sie zwingen, ihre eigenen Plug-Ins zu installieren, was den Schutz  persönlicher Nutzerdaten gefährde. Weiterhin würde Tencent damit die QQ Produkte entsprechend den Vorlieben der Nutzer perfektionieren und Wettbewerber ausbooten, wozu auch Qihoo gehöre.