26.06.16  Kolumne  Gas 

Brexit = Black Friday = Crash - und nun?

(Andreas MännickeDer Euro bleibt ein „Politikum“

Das Problem war, das der Euro von Anfang an eine rein politische Entscheidung „von oben“ war, die zwischen Helmut Kohl und Francois Mitterrand getroffen wurde, ganz ohne Volksbefragung, und ebenso die EU als künstliches Gebilde so wie sie jetzt es. Die Bevölkerung wurde hingegen nie gefragt in Deutschland oder in Frankreich.  Die Vision einer Europäischen Union nach dem Vorbild der USA war im Grundsatz gut, aber aufgrund der Egoismen und des Nationalismus der Länder nicht durchführbar. Auch der Euro war auf dieser Basis eine Fehlkonstruktion, denn es gab keine Finanzpolitik der EU mit einheitlichen Steuersätzen, es gab keine Eurobonds als gemeinsame Finanzierung, es gab keine Außenpolitik der EU und es gab keine europäische Armee, die den Euro verteidigen könnte. Es gab nur die politische Vision Europa als Friedensstifter, die aber in ein Bürokratie-Monster mündete, das bei Krisen wie dem Flüchtlingsproblemen und der Euro-Krise nicht die beste Figur machte. Der Friedensnobelpreis für die EU gehört der Vergangenheit an.

Beim Euro wurde immer wieder Vereinbarungen und Verabredungen – auch durch Deutschland selbst - nicht eingehalten und damit Verträge gebrochen wie das Verbot von „Bail outs“ oder die permanente Verletzung der Stabilitätskriterien, was auch zum Misstrauen der Bevölkerung sorgte.

Euro-Skeptiker bekommen Überwasser

Die Euro-Skeptiker werden jetzt immer mehr, obwohl in Deutschland die EU-Befürworter noch die Mehrheit haben. Es kann aber gut sein, dass die AfD den Rückenwind ausnutzt und nun auch ein Referendum in Deutschland anstrebt, wofür der CSU-Chef Seehofer sogar wäre. Solche Referenden sind zwar im Grundsatz zu befürworten, können aber auch zu sehr schädlichen Ergebnissen führen, die nicht jeder sofort begreift, wenn die Argumente wie in England nur populistisch und nicht immer wahrheitsgemäß vorgetragen werden. Das Referendum in Großbritannien war nur die Folge eines internen Parteienstreits des rechten Lagers der Konservative Partei, also den Tories, und der moderaten Mitte, damit der Premier Cameron im Amt bleibt. Es war ein fauler Kompromiss, worunter nun ganz GB leidet. Nun hat er den Salat, den er sich selbst eingebrockt hat.

Mein Vorschlag: mehr genossenschaftlichen Prinzipien beherzigen und umsetzen

Es ist aber jetzt auch die Stunde der Wahrheit für die EU, die sich mehr den Gegebenheiten der „Basis“ anpassen muss und nicht alles „von oben" bürokratisch entscheiden darf. Mein Vorschlag ist: Es sollte das genossenschaftliche Prinzip der Subsidiarität eingeführt werden, das bedeutet, das „Europa-Zentrale“ in Brüssel nur das machen und verordnen darf, was auf lokaler bzw. nationaler Ebene nicht so effizient gemacht werden kann.

Der Unmut der Unzufrieden nimmt zu

Die EU ist wenig transparent und ein bürokratisches Ungetüm, das auch Wachstum behindern kann. Der Euro hat zu der Massenarbeitslosigkeit der Jugendlichen in den südeuropäischen Ländern geführt, die mehr und mehr das Vertrauen in die Politik verlieren. In Frankreich gibt es schon durch die neuen Arbeitsmarkt-Reformen bürgerkriegsähnliche Szenarien mit Dauerstreiks und Straßenschlachten mit der Polizei, Der Unmut der Unzufriedenen findet ein Lager und Ventil bei den rechten und linken Populisten. Dies ist ganz gefährlich für Europa. Hinzukommt, dass der Bankensektor zwar sehr kostspielig gerettet wurde, so auch Griechenland, aber die Banken in Europa immer noch sehr labil sind, sogar die Deutsche Bank AG, deren Kurs am Freitag auf 1,27 € einbrach, sich dann aber wieder auf 13,4 € erholte – per Saldo 13 Prozent)!, was nahe dem 5 Jahres-Tief war.

Brexit teurer als Grexit

Griechenland wurden in diesem Jahr noch einmal über 80 Mrd. €  hinterhergeworfen, wobei es dort auch nicht zu den erhofften Reformen kam. Hier ist wohl ein Schuldenschnitt irgendwann unausweichlich, was den europäischen Steuerzahler viel Geld kosten wird und was der Internationale Währungsfonds (IWF) schon lange fordert. Man hat zwar mit aller Mühe versucht, einen Grexit zu vermeiden, was auch sehr teuer war, aber der Brexit ist wesentlich teuer und kostspieliger für alle Beteiligten, denn Griechenland ist eine kleine Provinz im Vergleich zu Großbritannien.

Enorme Währungsturbulenzen durch Brexit

Nach der Bekanntgabe des ersten vorläufigen Wahlergebnisses der BBC, die auf einen Brexit hinauslief, spielten die Devisenmarkte in der historischen Nacht von 23. auf den 24. Juni verrückt, wofür die Flash boys, also die Hochfrequenzhändler, verantwortlich waren. Am Vortag, also am 22. Juni und auch am 23. Juni spekulierten die Anleger noch auf „Remain“, also einem Verbleib in der EU. Die Aktienmärkte stiegen und sogar das britische Pfund stieg im Vorfeld am 22./23. Juni an, ebenso wie die Aktienmärkte. Sie lagen aber alle falsch und wurden vom Wahlergebnis geschockt, was zu Panikreaktionen führte. George Soros prognostizierte aber im Vorfeld schon einen "Black Friday" (Schwarzen Freitag) und setzte auch auf fallende Aktien und Gold was goldrichtig war.  Soros hatte schon einmal mit einer Spekulation gegen das britische Pfund über 1 Mrd. US-Dollar gewonnen und das Pfund zum Fallen gebracht. Jetzt lag er auch wieder im Trend richtig.

Wahlumfragen und  -Wetten führten in die Irre

Die Panikreaktionen an den Devisenmärkten lagen wohl auch an den letztendlich in die Irre führenden Wahlumfragen am 23. Juni und auch den Ergebnissen der Wetten in England, die alle auf ein „Verbleib Großbritanniens in der EU hindeuten, wen auch nur mit knapper Mehrheit. Die Kurskapriolen gab es in der Zeit von 04.00 bis 09.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Die Hauptfluchtwährung der Welt war der Yen mit enormen Kursgewinnen sogar zum US-Dollar.

Yen beste Fluchtwähung der Welt – das britische Pfund stürzt ab

Das englische Pfund verlor schon erheblich an Wert und erreichte den tiefsten Stand seit 1985 zum US-Dollar, aber nicht zum Euro. Zum Euro fiel das Pfund „nur“ um 6 Prozent auf 0,81 EUR/GBP Es war aber im Jahr 2008 bei 0,95 EUR/GBP. Ende des Jahres war das britische Pfund aber bei 0,7 EUR/GBP. Zum US-Dollar fiel das britische Pfund am „schwarzen Freitag“ um 8 Prozent auf 1,37 GBP/US-Dollar. Das britische Pfund war im Juni 2014 schon bei 1,70 GBP/US-Dollar. Der Euro gab zum Dollar um 2 bis 3 Prozent auf 1,10 EU /US-Dollar nach. Die stärkste Währung war aber der japanische Yen, der sogar zum Euro um 7 Prozent anstieg auf 113,02 EUR/JPY, aber nur um 2 Prozent zum US-Dollar auf 1,20 USD/JPY. Der russische Rubel blieb diesmal aber sehr stabil bei 72,44 EUR/RUB bzw. 65,12 US-Dollar/RUB. Stark nachgefragt waren aber auch Bitcoins schon im Vorfeld, die auf 600 EUR/BTC anstiegen.

Gold geht durch die Decke, Ölpreis bricht ein

Durch den starken US-Dollar fielen die meisten Rohstoffpreise mit Ausnahme von Gold Silber und Platin Der Brentölpreis brach sogar um 4,75 Prozent auf 48,44 US-Dollar/Barrel ein. Dagegen konnte der Goldpreis als Hauptgewinner um 4,5 Prozent auf 1314 US-Dollar/Unze zulegen; er war im Hoch aber auch schon um 06.00 morgens durch spekulative Käufe aus Asien über 70 US-Dollar bei über 1350 US-Dollar/Unze. Auch Silber stieg um 2,6 Prozent auf 17,76 US-Dollar/Unze.

Panikreaktionen an den globalen Aktienmärkten

Aber auch die Aktienmärkte reagierten am 24 Juni panikartig auf die erste Meldung eines möglichen Brexits, wobei zunächst in der Nacht die Kurse in Japan einbrachen. Der japanische Nikkei 225 Index verlor um 7 Prozent auf 15.316 Indexpunkte. Beim Eurostoxx waren die Kursverluste mit 11,1 Prozent auf 2729 Indexpunkte aber noch größer. Der DAX war im Tief schon unter  9300 Indexpunkte, erholte sich dann aber intraday wieder auf 9440 Indexpunkten, was ein Minus von 8,9  Prozent bedeutet (Nachbörslich nach Wall Street-Schluss).

Die amerikanischen Indices gaben nicht ganz so stark nach. So verlor der Dow Jones Industrial Index um 3,99 Prozent an Wert, der marktbreitere S&P-Index nur 2,95 Prozent auf 2095 Indexpunkte und der NASDAQ Comp. Index um 4,12 Prozent auf 4708 Indexpunkte. Die reichsten Männer der Welt verloren damit über Nacht 127 Mrd. USD, weltweit werden die Kursverluste auf etwa 5 Billionen US-Dollar geschätzt.

Moskauer Börse bleibt relativer Outperformer – Goldaktien stark nachgefragt

Recht moderat waren die Kursverluste an der Moskauer Börse, obwohl der Brentölpreis um fast 5 Prozent auf unter 49 USd-Dollar/Barrel nachgab. Der RTS-Index (auf US-Dollar-Basis) gab um 3,04 Prozent auf 912 Indexpunkte nach der RDX-Index (auf Euro-Basis) „nur“ um 1,24 Prozent und der MICEX-Index auf 1884 Indexpunkte. Der Kurs von LUKoil stieg sogar im 1 Prozent auf 37 €.

Dabei entschied sich die EU zuvor noch für eine Verlängerung der Sanktionen. Hier ist sich die EU an genau der falschen Stelle einig und macht einen weiteren großen Fehler, da dies nur die Fortsetzung des „Kalten Kriegs“ fördert. Das größte Manöver der NATO in Polen nahe der russischen Grenze wird in Russland als Provokation aufgefasst.  Der CECE-Index (mit Polen, Ungarn und Tschechien) fiel um 6,05 Prozent auf 1269 Indexpunkte. Im Kurs zulegen konnte aber das Muster-Depot des EAST STOCK TRENDS mit russischen Goldaktien, das schon bis Ende Mai um 42 Prozent zulegen konnte.

Erst informieren, dann investieren

Nach der Korrektur im August/September 2015, in der ersten Dezemberhälfte 2015 und auch in den ersten Handelswochen im neuen Jahr  (bis 12. Februar) bleibt auch die Moskauer Börse eine attraktive und stark unterbewertete Trading-Börse, die vom 21. bis 29. Januar 2016 sogar um 25 Prozent und vom 11. Februar  bis Ende Mai   2016 um über 45 Prozent anstieg, was die großen Trading-Chancen selbst in einem Bärmarkt aufzeigt.  Die Moskauer Börse tendierte zuletzt stabil seitwärts.

Die preiswertesten Aktienmärkte kommen aus Osteuropa. Die Aktienmärkte aus Serbien und Slowenien zählten mit einem Plus von jeweils 18 Prozent in 2014 zu den Top-Performern auf der Welt. Die Börse Budapest (Ungarn) war in 2015 einer der Top-Performer mit einem Plus von über 40 Prozent wie auch die Börse Riga aus Lettland mit einem Plus von über 40 Prozent gefolgt von der Börse Bratislava aus der Slowakei mit +32 Prozent.  Aber auch die baltischen Börsen aus Estland (+18 Prozent) und Litauen (+7 Prozent) überzeugten in 2015. Die Moskauer Börse war bis Ende November 2015  in US-Dollar noch mit 10 Prozent im Plus, wobei der MICEX-Index noch  über 20 Prozent im Plus war. Es kam aber in 2015 zu hohen Währungsverlusten für deutsche Anleger von über 20 Prozent wegen des schwachen Rubels infolge des schwachen Ölpreises.

Informieren Sie sich jetzt ausführlich über die Hintergründe der Ukraine/Russland-Krise, aber auch das zukünftige Erholungspotential der unterbewerteten Aktien aus Osteuropa. Auch in Kasachstan und der Ukraine gibt es neue Chancen. Bestellen Sie jetzt auch ein Probe-Abo (3 Ausgaben per Email für nur 15 €) des monatlich erscheinenden Börsenbriefs EAST STOCK TRENDS (EST) mit einem weiteren Ukraine/Russland-Special mit vielen Hintergrund-Informationen und neuen Anlage-Vorschlägen wie mit der "Aktie des Monats“ und lukrativen Zertifikaten unter www.eaststock.de, dort unter Börsenbrief.  Der letzte EST erschien am 11. Mai 2016 mit der Vorstellung von aussichtsreichen Aktien aus dem Baltikum Das neue goldige „Muster-Depot“ des EST liegt bereits über 40 Prozent im Plus und die Goldaktie Polyus Gold sogar um über 70 Prozent in 2016.

Neu für Trader oder Investoren, die wissen wollen, wie sie ihr Kapital schützen können, ist der neue monatlich erscheinende Börsenbrief THE BIG PICTURE  (TBP) mit der Analyse der Weltbörsen-Indices, der Rohstoffe und Devisen für nur 50 € (per E-Mail für 12 Ausgaben) bestellbar bei der ESI GmbH (www.eaststock.de, Tel 040/6570883, Fax: 040/6570884).

TV- und Radio-Hinweise: Andreas Männicke wurde am 25. Mai 2016 im Aktionärs TV von Antje Erhard über Russland und in N-TV/Telebörse von Friedhelm Tilgen über Rohstoffaktien befragt. Sie können sich die Videos jetzt bei www.eaststock.de, dort unter der Rubrik „Interviews“ runterladen, ebenso wie das gleichnamige EastStockTV-Video, Folge 109.
Diskutieren Sie jetzt auch mit Herrn Männicke interaktiv unter http://go.guidants.com/de #c/Andreas_Maennicke

Bestellen Sie jetzt auch den kostenlosen Newsletter von Andreas Männicke mit aktuellen News über die Welt- und Ostbörsen unter www.andreas-maennicke.de

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor bzw. die aufgeführte Quelle verantwortlich. Der vertretene Standpunkt spiegelt nicht die Meinung des Website-Betreibers wider und stellt keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Beachten sie bitte auch unseren Risikohinweis!


Seite:  1 2 


Quelle: Andreas Männicke, Autor: (am)

 

 Newsletter-Anmeldung 

"shareribs - knackig, würzig, gut!"

Registrieren Sie sich für unseren kostenlosen Newsletter, um die besonderen Leckerbissen von shareribs.com serviert zu bekommen.

 

E-Mail:  

 


Werbung
GET NEWS - BE PROFITEER