29.05.17  Kolumne  Gas 

G7 und Trump: Einer gegen alle, alle gegen einen!

(Andreas Männicke) von Andreas Männicke, Geschäftsführer der ESI East Stock Informationsdienste GmbH (www.eaststock.de) und Herausgeber des EAST STOCK TRENDS

+++G7 werden zu G 6+++Zweifelhafter Waffen-Deal mit Saudi-Arabien++++Trump O-Ton: „Iran ist der der Böse und Deutschland ist schlecht (für die US-Wirtschaft)“ +++“Trump first“ kommt nicht gut an+++Kommt nach der Auslandsreise das böse Erwachen, also ein Watergate in den USA?+++Manchester hinterlässt Spuren+++Terrorbekämpfung à la USA heißt auch: Zivilisten töten+++Cyberkrieg geht weiter++OPEC liefert und enttäuscht dennoch+++Wann platzt die Bitcoin-Blase?+++

Der G7 Gipfel in Taormina (Sizilien/Italien) brachte keine neuen Erkenntnisse, nur dass Trump weiterhin eine sehr eigenwillige Position einnimmt und dass es hinter den Kulissen gewaltig brodelt. Trump wird weiterhin als eine Gefahr für die Weltwirtschaft gesehen. Die einzige Übereinstimmung gibt es bei der Terrorbekämpfung, aber auch hier gibt es Kritik an der Methode. Nach diesem faden Vorgeschmack darf man gespannt sein, wie der nächste G 20 Gipfel am 6./7. Juli Hamburg ausfallen wird.

Viele Themen sind ungelösten Zeitbombe: Flüchtlingswelle von Afrika nach Europa, Klimaschutz (mit mehr Klimakatastrophen) und zunehmender Protektionismus. Zwei weitere brennende Themen werden auch vor sich hergeschoben: die globale Verschuldungsproblematik (wie raus aus der globalen Schuldenfalle?) und der zunehmende Cyberkrieg, also die zunehmende Verwundbarkeit durch die Digitalisierung.

Trump blockiert die G7

Trumps erste Auslandsreise offenbarte in großer Klarheit, was auf die Welt zukommen kann, wenn Trump so fortfährt wie bisher: Mehr Spannungen und mehr Differenzen bei so wichtigen Themen, wie Bekämpfung der Flüchtlingswelle von Afrika nach Europa, mehr Klimaschutz, mehr internationale Zusammenarbeit und mehr Welthandel. Damit blockiert Trump alle relevanten G7-Themen. Dies beschränkt sich jetzt nur noch auf die Terrorbekämpfung, aber auch hier ist die Vorgehensweise der USA strittig.

Trump hofiert den IS-Unterstützer Saudi-Arabien

So ist der 100 Milliarden US-Dollar-Waffen-Deal mit Saudi-Arabien genau der falsche Weg, um Frieden im Nahen Osten zu schaffen, auch wenn dadurch Arbeitsplätze in den USA entstehen sollten und die Aktien von Boeing und Lockheed Martin stark ansteigen. Saudi-Arabien ist nach wie vor ein Land, das sehr viel gemeinsam mit dem IS hat und das auch den IS unterstützt. Saudi-Arabien bombardiert nach wie vor Jemen mit amerikanischer Unterstützung, wo Millionen von Menschen jetzt hungern und Tausende Zivilisten sterben. Auch bei der fortlaufenden Bekämpfung des IS durch das irakische Militär sterben in Mossul täglich Hunderte von Zivilsten, über die die Leitmedien kaum berichten.



Bei der Bekämpfung von Terroristen in Aleppo waren die Russen und die syrische Armee die „Bösen“, bei der Bekämpfung der IS in Mossul waren die irakische Armee mit Unterstützung von US-Streitkräften die „Guten“ in den Medien. Für die Zivilisten, die dort streben, macht es aber keinen Unterschied aus, wer angeblich die „Guten“ und wer die Bösen“ waren, den tot ist tot. Diese Doppelmoral und das zweierlei Maß gibt es leider immer wieder bei der amerikanischen Art der Terrorbekämpfung zu beklagen, aber auch in den Leitmedien.

Trump schlägt die falschen Mittel zur Terrorbekämpfung vor

Trump nannte diejenigen, die den Terroranschlag in Manchester verursacht habe, als „Loser“. Die Einteilung in angebliche Gewinner (=-Trump-Anhänger und Trump selbst?) und Verlierer (=Loser) bringt aber keinen Erkenntnisgewinn und ist auch nicht geeignet, das Problem zu lösen. Auch das Beharren auf die jeweilige Erhöhung der Verteidigungsetats auf 2 Prozent des Bruttosozial-Produkts, was Trump auch bei sein NATO-Besuch in Brüssel erneut anmahnte, löst die Problematik nicht an der Wuzel.

Besser wären mehr Direktinvestitionen in Afrika und Hilfe zu Selbsthilfe

Die richtige Maßnahme wäre die Erhöhung der Entwicklungshilfe auf 2 Prozent des Bruttosozialprodukts und die Schaffung von Arbeitsplätzen in Afrika durch Investitionen verbunden mit einer klaren Geburtenkontrolle in Afrika, sonst wird der Flüchtlingsstrom aus Afrika nie abnehmen und weitere Tausende im Mittelmeer streben. Sinnvoller wären also mehr Direktinvestitionen in Afrika und mehr Hilfe zur Selbsthilfe.

Mehr Waffen hätten der Terroranschlag im Manchester nicht verhindern können

Es ist ein Irrglaube, dass man an den internationalen Terrorismus nur mit mehr modernen Waffen bekämpfen kann. Auch die von Trump geforderte 119 Mrd. USD, die der NATO fehlen, hätte so einen perfiden Anschlag wie Manchester nicht verhindern können, wohl aber bessere Eingangskontrollen. Der internationale Terrorismus ist längst dezentral organisiert, wodurch auch das Internet und vor allem das Darknet sehr hilfreich geworden ist. Diese klare Erkenntnis ist leider noch nicht bis Trump vorgedrungen.

Cyberkriege und Cyberattacken sind die Gefahren der Zukunft

Eine westlich größere Gefahr werden in Zukunft terroristische und kriminelle Cyberattacke auf Konzerne, Krankenhäuser, Stromerzeuger, Behörden und der virtuelle Cyber-Krieg zwischen Staaten sein, wobei nicht unbedingt nur Chinesen, Russen und Nord-Korea immer die „Bösen“ sind, denn jeder kann von jedem Teil der Welt Angreifer von Cyber-Attacken fast unerkannt werden. Die letzte großer Hackerattacke „Wannacry“ war mutmaßlich auch nur ein weiterer Versuch, wie verwundbar das Netz ist, dem aber weitere viel größere Attacken folgen werden. Auch die Börsen könnten davon einmal betroffen sein.

Aufrüstung in Sicherheit auch im Internet ist notwendiger als Aufrüstung mit Waffen

Die Kehrseite der Digitalisierung ist die digitale Verwundbarkeit und auch hier stehen wir erst am Anfang. Cyberkriege sind wesentlich wirksamere Waffen als Atomwaffen, da sie schwer zu kontrollieren sind. Die Zukunft sind Drohnen, Killerroboter und Cyberkriege. Hoffentlich werden diese brisanten Sicherheitshemen auch beim nächsten G 20 Gipfel mit der notwendigen Ernsthaftigkeit diskutiert. Es wäre sinnvoll, hier viel mehr in die Sicherheit aufzurüsten anstatt in Waffen, die früher oder später auch Zivilsten töten werden und nicht nur die „Bösen“.

Wer ist „gut“ und wer ist „böse“?

Trumps Einteilung in „Gut“ und „Böse“, die in den USA schon ein lange Tradition hat und auch schon von Reagan und Bush praktiziert wurden, ist ebenso fragwürdig wie vereinfachend wie Goethe in Faust für Mephisto schon scharfsinnig zum Ausdruck brachte: „Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft." Es is nicht einfach, das Gute und das Böse zu unterschieden und wenn man schon diese allzu vereinfachende Unterscheidung macht, gehört es auch zur Aufgabe, genau und ehrlich zu untersuchen, warum das „Böse“ entstand, wobei die Amerikaner daran mit ihrem völkerrechtswidrigen Irak-Krieg, der einseitigen Bevorteilung einer politisch genehmen Gruppe und vor allem den fatalen „Anti-Terrorbekämpfung“ nur mit Waffengewalt und mit fragwürdigen Drohneneinsätzen, w auch viele Zivilisen starben, nicht ganz schuldlos sind. Daran ändert auch Trumps Papst-Besuch in Rom nichts.

Dies gilt für den Kampf gegen die Taliban, gegen Al-Kaida, also Bin Laden, und nun gegen die IS. Wenn Trump nun einseitig nur den Iran für den „Bösen“ erklärt und Saud.-Arabien zu den „Guten“, so befindet sich Trump genauso auf dem Holzweg wie viele andere US-Präsidententen zuvor.

Germany is not so bad!

Genauso falsch ist es, den deutschen Rekord-Handelsüberschuss von 267 Mrd € zu beklagen und gar mit höheren Zöllen, also Abschottung, versuchen zu bekämpfen, da dadurch eine sehr gefährliche Abwärtsspirale in Gang kommen kann, die dann nicht mehr aufzuhalten wäre. Der hohe Handelsüberschuss Deutschlands kommt halt eben zustande, weil die deutschen Produkte in der ganzen Welt beliebt und oft auch konkurrenzfähiger sind. Trump bezeichnet Deutschland wegen des hohen Handelsbilanzüberschusses als „schlecht“ (bad), was die amerikanischen Produkte nicht besser macht. Aber auch Frankreich und der IWF schlagen hier in die gleiche Kerbe gegen Deutschland, so dass jetzt eine Arbeitsgruppe beim G 7 gebildet wurde, die ermitteln soll, wie man den Welthandel mehr im Gleichgewicht halten kann.


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Quelle: Andreas Männicke, Autor: (am)

 

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