10.10.19  Kolumne  Öl 

Jetzt in China investieren?

(Libra Invest) Nach wie vor gibt es keine Lösung im Handelskonflikt zwischen den USA und China. Es sieht so aus, als ob uns das Thema noch eine Weile begleiten wird - trotz der näher rückenden Wahl in den USA. Jedenfalls scheinen sich die Investoren an die daraus resultierende Unsicherheit zu gewöhnen, was auch der chinesische Aktienindex zeigt. Völlig unbemerkt wirkt der Ölpreis wie ein Geschenk an die Konsumenten.

Liebe Anlegerinnen und Anleger,

jetzt wird es wieder richtig spannend an den globalen Börsen.

Auf der einen Seite trommeln die Pessimisten und Crashpropheten für das Ende des langjährigen (Aktien) Aufschwungs. Auf der anderen Seite stehen die nüchternen Analysten und die besonnenen Investoren, die uns daran erinnern, dass jetzt die saisonal günstige Hälfte des Jahres beginnt.

Übrigens gilt dies insbesondere für ein Vorwahljahr, in welchem wir uns entsprechend dem Präsidentschaftszyklus befinden. Natürlich sollte man keine Statistik und keinen Zyklus mit einer exakten Regieanweisung verwechseln - aber diametral gegen eine Wahrscheinlichkeit zu investieren, bekommt dem Depot grundsätzlich nicht gut.

Natürlich könnte man jetzt sehr ängstlich sein und mit der sich verschlechternden Konjunktur, dem Handelskrieg und dem Brexit argumentieren und sagen, dass sich in diesem Jahr alles ganz anders entwickeln wird.

Bekanntlich gehört dieser Satz zu den teuersten an der Börse überhaupt, was daran liegt, dass zu jedem Zeitpunkt alle frei verfügbaren Informationen in den Kursen eingepreist sind.

Deshalb würde ich mich überhaupt nicht wundern, wenn die nächsten drei Monate an den Börsen besser verlaufen als wir es uns heute vorstellen.

Denn nicht nur die saisonal günstige Gelegenheit deutet auf das Lager der Käufer, sondern auch der aktuell hohe Pessimismus der Anleger. Dabei haben die wichtigsten Institutionen das hohe Risiko einer Rezession längst erkannt und halten voll dagegen. Mehr Liquidität als jetzt haben die Notenbanken nur selten bereitgestellt und in den Kreislauf gepumpt. Da die Geldpolitik der Zentralbanken genauso wichtig für den Verlauf der Börse ist wie die zukünftige Gewinnentwicklung der Unternehmen, ist es vermutlich falsch, jetzt der Börse den Rücken zu kehren.

Taugt der schwache Ölpreis als Crashindikator?

Die folgende Grafik zeigt den Kursverlauf der europäischen Sorte Brent seit dem Februar 2018. Trotz starker Schwankungen hat sich der Ölpreis in diesem Zeitraum per Saldo nur wenig verändert.

Besonders auffällig ist, dass sowohl der plötzliche Preisanstieg im Oktober 2018 als auch der kürzliche nach dem Drohnenangriff auf ein arabisches Ölfeld nur sehr kurzfristig waren. Das Angebot bzw. die Ölversorgung scheint flexibel und ausreichend zu sein.

Fast ein Jahr wurde der Ölpreis vom Angebot dominiert, was Sie an der fallenden Widerstandsgeraden erkennen.



Sehr auffällig ist der Preisanstieg nach dem Drohnenangriff auf ein Ölfeld im September und den sich draus ergebenden Spannungen im mittleren Osten, der von den Marktteilnehmern aber rasch abgelehnt wurde. Sehr schnell hat sich ganz rechts eine nach unten gerichtete 0- Achse gebildet, die sogar unter das Niveau der vorhergehenden gewandert ist. Der Druck des Angebots ist aktuell stärker als Anfang September. Noch notiert der Preis knapp oberhalb der wichtigen Unterstützung von 56 USD. Aber die beiden jüngsten Verkaufssignale bei 59 und 58  deuten an, dass die Bären einen guten Lauf haben und versuchen werden das Jahrestief bei 51 USD anzugreifen.

Prompt haben sich in den vergangenen Tagen einige Skeptiker gemeldet, die den schwachen Ölpreis als negatives Omen für die Weltwirtschaft sehen.

Ich habe da eine ganz andere Meinung und interpretiere den schwachen Ölpreis positiv. Die Korrelation zwischen Konjunktur und Ölpreis ist in den vergangenen Jahren wegen der wachsenden Bedeutung von alternativen Energien und dem hohen Angebot von US-Öl viel geringer geworden.

Darüber hinaus wirkt der schwache Ölpreis wie eine Steuersenkung auf das frei verfügbare Einkommen der Konsumenten und erhöht deren finanziellen Spielraum. Außerdem verringert sich der Druck auf die Inflation und erhöht die Möglichkeiten der Notenbanken, die Zinsen weiter zu senken. Deshalb ist der schwache Ölpreis für uns als Konsumenten und auch als Investoren eine positive Entwicklung und kein Crash-Indikator.

Jetzt in China investieren?

Im Augenblick schlagen die Wellen wieder hoch im Handelskrieg zwischen den USA und Peking.

Seit das Thema Zölle aber fast ausgereizt ist und außerdem die Bremsspuren in der US-Wirtschaft größer werden, scheint der Präsident seine Taktik zu ändern. Jedenfalls war die Überraschung an den Märkten groß, als er vergangene Woche andeutete, man könnte die Notierung von chinesischen Firmen an der US- Börse kritisch hinterfragen. Neu war auch die so genannte schwarze Liste von etwa 20 chinesischen Organisationen, die wegen Verstößen gegen die Menschenrechte boykottiert werden sollten. Dies alles verbreitet natürlich die von den Investoren gehasste Unsicherheit, zeigt aber auch, dass sich die Anleger allmählich an das Getöse des Präsidenten gewöhnen.

Den großen und meist gut informierten Anlegern ist schon längst bewusst, dass der Handelskonflikt nicht so schnell beendet wird. Immerhin ist es nicht nur eine kleine Clique um Trump, sondern einige einflussreiche Akteure, die auf neue Spielregeln in den amerikanisch- chinesischen Handelsbeziehungen pochen. Trotzdem erwarte ich eine Beruhigung im Konflikt, da Trump jetzt und sofort alles daransetzen muss, die Börse und die Wirtschaft zu stabilisieren, um seine Chance auf einen Wahlsieg zu erhalten.

Die folgende Grafik zeigt Ihnen die Festlandsbörse in Shanghai als gelassenen P & F Chart.

Gut erkennen Sie den seit 2015 fast durchgängig etablierten Abwärtstrend und das markante Tief vom vergangenen Jahreswechsel bei 2.450 Punkten.



Seither hat sich aber eine aufsteigende Unterstützungsgerade entwickelt. Sehr markant sind die Kaufsignale im Frühjahr bei 2.800 und die Rückeroberung des Abwärtstrends bei 3.000 Punkten. Dies ist interessant, da es damals immer wieder mal die Hoffnung auf ein Ende des Konflikts gab, aber niemals einen konkreten Durchbruch bei den Verhandlungen. Trotzdem erholten sich die Kurse damals - wahrscheinlich weil sich die Investoren an die Verunsicherung gewöhnt hatten.

Im Mai (Ziffer 5) ereignete sich eine deutliche Konsolidierung, ähnlich wie an den meisten globalen Börsen, die aber harmlos verlief. Unangenehm wurde es erst im August, als sich unterhalb von 2.850 ein kurzfristiges Verkaufssignal ereignete. Dieses ist heute noch aktiv, obwohl wir uns in einer positiven X-Achse befinden, die Sie ganz rechts sehen.  Der aktuelle Impuls ist also nach oben gerichtet und befindet sich exakt an der psychologisch wichtigen Marke von 3.000 Punkten, wo sich auch das Juni-Hoch befindet. Nun kommt es für die Bullen darauf an, diesen Widerstand zu knacken. Erkenntlich würde dies im Chart durch ein weiteres X auf der rechten Spalte. Dieses würde signalisieren, dass der Druck der Käufer auf diesem Niveau heute größer ist als beim letzten Versuch im Juni (Ziffer 6). Wichtig ist jedenfalls bereits heute, dass sich der Kurs wieder oberhalb des Niveaus der Widerstandsgeraden befindet. Noch ist keine Vorentscheidung gefallen, aber die Chance für das Lager der Käufer ist günstig, worauf auch das saisonale Zeitfenster deutet.

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Viel Erfolg mit ihren Investitionen und einen fröhlichen Tag
Ihr Klaus Buhl


Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor bzw. die aufgeführte Quelle verantwortlich. Der vertretene Standpunkt spiegelt nicht die Meinung des Website-Betreibers wider und stellt keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Beachten sie bitte auch unseren Risikohinweis!

Quelle: Libra Invest, Autor: (klausbuhl)

 

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