(shareribs.com) Kiew 05.09.11 - Der russische Gasmonopolist Gazprom ist bereit, über die Gaslieferverträge mit der Ukraine zu verhandeln, wenn man die ukrainische Naftogaz übernommen habe. Die Idee, Gazprom mit dem staatlichen ukrainischen Gasversorger zu fusionieren besteht bereits seit Längerem, Kiew ist aber nicht bereit, seine Abhängigkeit von Russland weiter zu vergrößern. Aus diesem Grund versucht Kiew, die Gasproduktion im Land zu steigern. Dazu wurde jüngst ein Abkommen mit Royal Dutch Shell unterzeichnet. Das Unternehmen will 800 Mio. USD in die Exploration von Schiefergas-Vorkommen investieren.

Ein Sprecher der ukrainischen Regierung sagte, dass es keinerlei Pläne gebe, Naftogaz und Gazprom zu fusionieren. Naftogaz solle vielmehr komplett restrukturiert werden, wobei auch die bestehenden Gasverträge mit Russland aufgelöst werden sollten. Die Umstrukturierung soll dabei bis zum 1. Oktober erfolgen. Präsident Viktor Janukowitsch sagte in einem Statement: „Naftogaz als Unternehmen wird nicht mehr existieren. Es wird eine Liquidierungsperiode geben. Nachdem alle notwendigen Formalitäten erfüllt sind, wird ein komplett neues Unternehmen am Markt sein. Aus diesem Grund werden alle bestehenden Verträge überprüft.“

Gazprom CEO Alexej Miller reagierte sofort: “Natürlich wird Naftogaz nicht mehr existieren, wenn es mit Gazprom fusioniert sei. Nach der Liquidierungsperiode wird es ein neues Unternehmen am Markt geben, weshalb bestehende Verträge überprüft werden müssen.“

Damit unterstreicht Miller den Anspruch Gazproms auf die Gastransit-Assets von Naftogaz. Die Ukraine ist für Gazprom der wichtigste Partner für den Transport von Gas nach Westeuropa. Dies hatte in der Vergangenheit immer wieder zu Streitigkeiten zwischen den beiden Nationen geführt.

Am Donnerstag hatte Präsident Janukowitsch angekündigt, die Gasförder-Assets von Naftogaz ausgründen zu wollen, um diese dann an die Börse zu bringen.

Die Ukraine ist somit unter Zugzwang. Zwar kann man die Gasförderung teilprivatisieren und damit Kapital zum Ausbau der Produktion im Land anziehen. Dies dürfte aber nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken. Die Abhängigkeit von Russland dürfte damit noch lange bestehen bleiben, auch mit den hohen Preisen, die die Ukraine immer wieder versucht, zu drücken. Der aktuell gültige Vertrag mit Gazprom wurde im Jahr 2009 geschlossen und bindet die Gaspreise an die Ölpreise, welche in den vergangenen 18 Monaten massiv gestiegen sind. Gazprom sagte, dass es eine Verhandlung über die Preise nur geben könne, wenn man einer Fusion von Gazprom und Naftogaz zustimme. Auch der russische Präsident Medwedew sieht das so. Er sagte in der vorvergangenen Woche, dass man über Rabatte für russisches Gas sprechen könne, wenn die Ukraine der Zollunion Russlands, Weißrusslands und Kasachstans beitrete und einer Fusion von Gazprom und Naftogaz zustimme.

Analysten gehen ebenfalls davon aus, dass die Ukraine nur geringere Preise für Gas aushandeln könne, wenn man Zugeständnisse mache. Ein solches Zugeständnis wäre der Verkauf der Gastransit-Assets an Gazprom

So stellt sich weniger die Frage, ob die Ukraine das Pipeline-Netz verkaufen werde, sondern eher wann die Regierung angesichts der maroden Staatsfinanzen mürbe genug ist, mit Gazprom an den Verhandlungstisch zurückzukehren.