07.12.17  Kolumne  IT 

Die Hausse ist noch nicht vorüber

(Libra Invest) In den vergangenen Tagen wurde Kapital aus dem sensiblen Technologiebereich in die Sektoren Transport und Finanzen umgeschichtet. Bisher deutet aber diesbezüglich alles auf ganz normale und sogar gesunden Gewinnmitnahmen. Spannung ist hingegen beim Anstieg der Renditen garantiert - trotz der aktuellen Atempause könnten diese schneller steigen als von vielen Anlegern erwartet.

Liebe Anlegerinnen und Anleger,

in den vergangenen Tagen hat sich die Stimmung der Akteure an den globalen Börsen deutlich abgekühlt hat - was mir übrigens sehr gut gefällt.

Die überwiegende Anzahl der technisch orientierten Analysten ist skeptisch gestimmt und meist wird dies mit den kurzfristigen Trendbrüchen von wichtigen Aktien und Indizes begründet.

Dem will ich zwar nicht widersprechen, weise aber auf das übergeordnet sehr positive Aktienklima hin. Nach wie vor sind Aktien die relativ betrachtet stärkste Anlageklasse vor Anleihen, Rohstoffen und Währungen. Solange sich daran nichts ändert, sind schärfere Korrekturen unwahrscheinlich.

Ganz im Gegenteil kann es sogar nicht schaden, wenn die Kurse etwas zurückkommen und eine Überhitzung vermieden wird. Meiner Meinung nach ist es deshalb noch zu früh, über das Ende des Aufwärtstrends zu spekulieren -  obwohl jetzt die Stimmen der üblichen Crashprognosen lauter werden. Natürlich sind das aber genau diejenigen Analysten oder selbst ernannten Experten, die den Aufschwung der vergangenen Jahre mehr oder weniger von der Außenlinie betrachtet haben und uns immer wieder gewarnt haben.

Trotzdem müssen wir natürlich stets gut beobachten, ob sich irgendetwas an dem positiven Aktienumfeld ändert. Im aktuellen Fall könnte es sein, dass die Renditen vielleicht schneller steigen als viele Marktteilnehmer dies erwartet hatten.

Die Renditen steigen


Wie oben angedeutet, erleben wir derzeit ein sehr günstiges Aktienumfeld. Neben den steigenden Unternehmensgewinnen sind dafür die global sehr geringen Zinsen verantwortlich.

In den vergangenen Wochen haben wir jedoch einen überraschend starken Zinsanstieg erlebt. Dieser wird bisher kaum in den Medien diskutiert, könnte aber ein Grund für die aktuellen Gewinnmitnahmen sein.

Die folgende Grafik zeigt Ihnen den besonnenen P & F Chart der zehnjährigen US- Staatsanleihe.



Deutlich sehen Sie das vom Markt abgelehnte Zinstief der zehnjährigen US- Staatsanleihen bzw. das lokale Tief aus dem Juli 2016 (Ziffer 7 im rechten Bereich). Seither hat sich wieder eine aufsteigende positive Unterstützungsgerade gebildet, die die seit etwa 20 Monaten tendenziell steigenden Renditen verdeutlicht.

Im Dezember 2016 (Buchstabe C im rot markierten Viereck) wurde sogar das Rendite-Hoch der Jahre 2015 und 2016 überwunden, bevor eine Konsolidierung einsetzte. Diese könnte nun beendet sein, jedenfalls hat sich erneut eine positive X-Achse gebildet, die die steigende Rendite systematisch verdeutlicht. Wird nun der hartnäckige Widerstand bei 2,5 % geknackt, käme es wahrscheinlich sehr rasch zum Test des wichtigen zyklischen Hochs aus dem Jahr 2014.

Meiner Meinung nach wäre ein Zinsniveau von 3 % für zehnjährige US- Anleihen bei dann wahrscheinlich gleichzeitig leicht steigender Inflation keine Bedrohung für die Aktien-Hausse.
 
Aber einige konservative Anleger kämen dann in Versuchung, über mögliche alternative Investments im Rentenmarkt nachzudenken. Außerdem würde sich die relative Bewertung von Aktien in Relation zum Rentenmarkt verschlechtern. Die bereits heute positiven Aussichten für Aktien müssten sich also weiterhin verbessern. Insgesamt könnten Renditen oberhalb von 3 % ein Umdenken vieler Marktteilnehmer bedeuten und außerdem die Dynamik des Zinsanstiegs beschleunigen.

Umgekehrt müssten wir zunächst einen zeitlich begrenzten Rückschlag am Aktienmarkt erleben, damit weitere Investoren bei dann wieder günstiger Bewertung auf den fahrenden Zug aufspringen.

Die Hausse ist noch nicht vorbei

Obwohl die Kurse der wichtigsten Indizes nur moderat ausatmen, brodelt es unterhalb der Oberfläche gewaltig. Am auffälligsten ist natürlich die Schwäche der Technologieaktien. Noch ist es hier aber zu früh zu diskutieren, ob wir nur heftige Gewinnmitnahmen oder einen Trendwechsel erleben. Es ist zwar richtig, dass in den letzten Tagen Kapital aus dem Technologiesektor, vor allem aus den bisher sehr gut laufenden Chip- Aktien, in die Sektoren Finanzen und Transport umgeschichtet wurde. Wenn Sie aber einen Blick auf den besonnenen P & F Chart des wichtigen US- Technologiesektors werfen, dann können Sie gut erkennen, wie ungewöhnlich stark der Impuls für den Technologiesektor seit dem Frühjahr 2016 ist.



Wirklich selten sieht man an den Börsen einen derartig klaren Trend. Darüber hinaus wurde die positive Aufwärtstrendgerade des Technologiesektors seit dem Jahr 2009 noch nicht einmal ernsthaft getestet. Die ungewöhnliche Hausse im Technologiesektor unterstreicht die alte Börsenregel, dass die Wahrscheinlichkeit einer Trendfortsetzung größer ist als die einer Trendumkehr.

Oder anders ausgedrückt: es ist erst vorbei, wenn es wirklich vorbei ist.

Bitte Bedenken Sie auch, dass der Technologiesektor ein zentraler Bestandteil der Analyse des gesamten Aktienmarktes ist und die Risikofreudigkeit der Marktteilnehmer spiegelt. Je besser die Performance der grundsätzlich höher bewerteten Technologieaktien, desto größer die Bereitschaft der Investoren Risiken in die Bücher zu nehmen und relativ hoch in Aktien investiert zu sein.

Deswegen lohnt es sich, den Technologiebereich und die weltweit führende Wachstumsbörse Nasdaq stets gut im Blick zu haben.

Falls Sie sich über die Philosophie der P & F Charts informieren wollen, geht es hier zum Gratis-E-Book.

Viel Erfolg mit ihren Investitionen und einen schönen Tag wünscht Ihnen
ihr Klaus Buhl


Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor bzw. die aufgeführte Quelle verantwortlich. Der vertretene Standpunkt spiegelt nicht die Meinung des Website-Betreibers wider und stellt keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Beachten sie bitte auch unseren Risikohinweis!

Quelle: Libra Invest, Autor: (klausbuhl)

 

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