14.03.16  Kolumne  Gas 

Crazy Draghi, crazy Flash Boys - wo soll das noch hinführen?

(Andreas Männicke+++Draghi holt wieder die Bazooka raus++++Gibt es eine latente Bankenkrise in Europa und China?+++Aktienmärkte reagieren durch die „Flash boys“ paradox+++kommt jetzt die Frühjahrsrally?+++Alles wartet nun auf die FED+++Ölpreis kräftig erholt+++Gold flat+++Rechtsrutsch in Deutschland und den USA+++Erneuter Terroranschlag in Istanbul+++Moskauer Börse Top-Performer der Weltbörsen+++8 Osteuropa-Börsen können outperformen+++

Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi senkte am 10. März den Leitzins von 0,05 auf 0 Prozent, erhöhte die Negativ-Zinsen für Bankeinlagen und erhöhte auch das Anleihenaufkauf-Programm von 60 auf 80 Mrd. €, wobei jetzt auch Unternehmens- und Bankanleihen einbezogen werden. Damit „lieferte“ Draghi weit mehr als Anleger und Analysten zuvor erwartet hatten und dennoch brachen die Aktienmärkte in den Nachmittagsstunden am 10. März brutal ein, was verwundert. Erst am 11. März gab es dann wieder starke Kurssteigerungen im Spiel-Casino „Börse“.

Wie lange kann die Drogenpolitik der Notenbanken noch gut gehen?

Die Aktien-, Rohstoff-, Devisen und Anleihenmärkte reagierten am 10 März wie auf Knopfdruck uni sono mit sehr eigenartigen und sehr volatilen Kehrtwendungen am gleichen Tag. Die erste überraschende und wenig verständliche Kehrtwendung vollzog sich am 10. März um 16.00 Uhr während der Pressekonferenz von Draghi, ebenfalls wie auf Knopfdruck und von geister Hand geführt, da alle Märkte gleich „paradox“ reagierten.  Am 16./17. März wird die amerikanische Notenbank FED die Aktien-, Devisen- und Rohstoffmärkte wieder in den Bann ziehen. Damit hängen vor allem die Aktienmärkte weiterhin am Tropf der Notenbank. Aber wie lang kann die größte Manipulation der Kapitalmärkte in der Nachkriegszeit gut gehen?

„Flash boys“ dominieren die Weltbörsen mit ihren Computerprogrammen – wo bleibt die Vernunft?

Nach der Zinsentscheidung der EZB sprangen die Aktienmärkte zunächst - verständlicher Weise - in die Höhe, um dann Minuten später brutal einzubrechen. Auch die Rohstoff- und Devisenmärkte machten ähnliche eigenartige Kehrtwendungen am gleichen Tag mit großem Volumen. Verantwortlich für die Kurskapriolen am 10. März sind die sogenannten „Flash boys“, also die Hochfrequenzhändler an den Terminmärkten, die in nano-sekundenschnelle die Aktien-, Devisen und Anleihenmärkte per Knopfdruck über die Terminmärkte dominieren und das auf ganz verrückte Weise, denn in den ersten Minuten wurde die Zinsentscheidung für die Aktienmärte positiv und für Gold negativ interpretiert, dann aber wenigen Minuten später – während der Pressekonferenz – von Draghi – negativ. Innerhalbe von 2 Stunden gab es dann am Donnerstagnachmittag ab 14.15 Uhr bis etwa 17.00 Uhr unglaublich starke Kursbewegungen in beide Richtungen mit hohem Volumen. Erst am 11. März stiegen dann alle Aktienmärkte wieder infolge der EZB-Entscheidung und schloss jeweils höher als am 9 März, erreichte aber noch nicht wieder das Intraday-Hoch vom 10. März.

Crazy Thursday im Überblick

Schauen wir uns noch einmal genau an, was am 10. und 11. März 2016 infolge der „Flash Boys“ und ihrer Computer-Programme genau “Verrücktes“ passierte.

DAX: der DAX stieg erst nach der Zinsentscheidung der EZB am 10. März zunächst um fast 250 Indexpunkte von 9750 auf fast 10.000 Indexpunkte, um dann blitzschnell auf 9400 Indexpunkte, also um fast 600 Indexpunkte einzubrechen. Hernach erholte sich der DAX dann noch etwa schloss aber bei 9648 Indexpunkte mit 2,3% im Minus. Das waren dann intraday etwa 1000 Indexpunkte, die geübte Trader maximal intraday machen konnten. Ungeübte Trader erlebten am 10. März aber wegen der Bullenfalle ihr Waterloo und machten riesen Verluste, wenn sie die Long-Position durchgehalten haben. Am 11. März eröffnete dann aber der DAX mit einem Gap nach oben und stieg dann um 3,51 Prozent auf 9831 Indexpunkten, nachbörslich mit der steigenden Wall Street sogar bei 9860 Indexpunkte (+3,9 Prozent) so dass dann die „Shorties“, also die Leerverkäufer, einen auf den Deckel bekamen und die short-Positionen schnell eindecken mussten. Die Volatilität, kurz „Vola“ war an beiden Tagen außergewöhnlich hoch, denn Kursprünge um 3 bis 4 Prozent in beide Richtungen macht der DAX nicht alle Tage.

EuroStoxx: Ähnliche „verrückte“ und wenig nachvollziehbare Kursbewegungen machten an den Terminmärkten zur gleichen Zeit auch die amerikanischen Indices Dow Jonas Industrial Index (kurz DJI: am 10.3.16 erst von 17.020 auf 17.100, dann herunter auf 16.840 im Tief, um dann am 11 März mit +1,28 Prozent bei 17.213 Indexpunkte zu schließen), S&P-Index und NASDAQ-Index und der EuroStoxx. Der Eurostoxx, stieg am 10. März erst von 3010 auf 3130, brach dann auf 2970 Indexpunkte ein, um dann am 11. März mit einem Plus von 3,77 Prozent bei 3077 Indexpunkten zu schließen. Per Saldo notierten die westlichen Aktienmärkte unter starken Kurschwankungen dann über den Schlusskursen vom 9. März. Dabei reagierten die europäischen Aktienmärkte nach der EZB-Entscheidung weit volatiler als die amerikanischen Aktienmärkte, was nicht verwundert, da die Kassamärkte via London/Chicago/New York über die Terminmärkte „gemacht“ werden.

Gold: Gold reagiert genau umgekehrt wie die Aktienmärkte nach dem Motto: wenn die Aktienmärkte steigen fällt Gold und umgekehrt. Erst fiel daher der Goldpreis nach der EZB-Entscheidung von 1250 auf 1238 US-Dollar/Unze, um dann intraday sprunghaft im Hoch auf 1273 US-Dollar/Unze anzusteigen, aber am 11. März wieder um 1,7% auf 1250 US-Dollar/Unze zu konsolidieren.

Brent-Öl: Der Brent-Ölpreis reagiere am 10./11. März kaum auf die EZB-Entscheidung und bewegt sich seitwärts um die 40 US-Dollar/Barrel-Marke. Aber auch hier gab er erst von 40, 8 auf 39,8 nach, um am 11 März wieder auf 41,0 US-Dollar/Unze anzusteigen, aber nur leicht mit +0,24 Prozent bei 40,26 US-Dollar/Barrel zu schließen

EUR/USD: zu ähnlich starken und paradoxen Kursausschlägen kam es bei den Devisenkursen, insbesondere beim Euro zum Dollar. Der Euro brach erst nach der EZB-Entscheidung von 1,10 EUR/US-Dollar auf 1,0850 EUR/US-Dollar ein, um dann intraday um etwa 16.00 Uhr sprunghaft von 1,0845 auf 1,12 EUR/US-Dollar anzusteigen. Derartige Kursprünge in beide Richtungen sind außergewöhnlich. Am 11. März schloss der Euro zu Dollar dann unter starken Kurschwankungen leicht mit 0,25 Prozent im Minus bei 1,1136 EUR/US-Dollar.

Euro-Bund-Future: Noch „verrückter“ reagierte der Euro-Bund-Future, wobei es hier auch einen Kontraktwechsel gab. Der Euro-Bund-Future fiel von 166,6 zunächst auf 162,5 um dann am 11. März bei 161,72 zu schließen. Normalerweise sollte der Euro-Bund-Future bei sinkenden Leitzeinsen auf null und Erhöhung der Negativ-Zinsen bei Bankeinlagen bei der EZB ansteigen. Er machte aber das Gegenteil.


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Quelle: Andreas Männicke, Autor: (am)

 

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