26.06.16  Kolumne  Gas 

Brexit = Black Friday = Crash - und nun?

(Andreas Männicke+++Großbritannien will die Unabhängigkeit von Europa+++EU muss sich ändern+++Schottland will nach Brexit neues Referendum+++EU-Sanktionen gegen Russland bedeutet „Kalter Krieg“+++Dominoeffekte möglich: Who´s next?++++Mini-Crash am schwarzen Freitag+++Panikreaktionen an den Devisenmärkten+++Yen beste Fluchtwährung der Welt+++DAX und EuroStoxx im freien Fall+++Gold steigt enorm an++Moskauer Börse und Rubel stabil+++Russische Goldaktien sind die Gewinner des Brexit+++

Am 23. Juni 2016 beschloss Großbritannien (GB) per Referendum den Austritt aus der Europäischen Union (EU), abgekürzt den Brexit. Nach Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses reagierten die Aktienmärkte am „schwarzen Freitag“ mit herben Kursverluste von 6 bis 11 Prozent, was man als einen Mini-Crash bezeichnen kann. Die Kursverluste gingen wie nach der Lehman Brothers Pleite im Jahr 2008 rund um den Globus. Gold und Goldaktien konnten aber im Kurs zulegen. Jetzt fragen sich alle, wie stark die wirtschaftlichen Folgen für Großbritannien und Europa sein werden und wie es mit der Europa-Idee und den globalen Aktienmärkte jetzt weitergeht.

Durch Brexit droht die Spaltung Europas

Der 23. Juni 2016 wird als historischer Tag und zugleich als ein trauriger Tag für die Europageschichte eingehen, denn Großbritannien entschied sich an diesem Tag per Referendum mehrheitlich für den Austritt aus der Europäischen Union, was man abgekürzt Brexit bezeichnet. Dies ist aber auch ein letzter Weckruf für die EU-Bürokraten, sich zu verändern und effizienter, vor allem aber bürgernäher, zu werden.

An den globalen Aktienmärkten gab es Panikverkäufe - vor allem aber in Europa, aber auch an den Devisenmärkten gab es Turbulenzen. Das britische Pfund stürzte ab. Es besteht nun die Gefahr von Dominoeffekten in Europa und damit droht auch die Spaltung Europas. Aber es gab auch Gewinner wie Gold und russische Goldaktien. So konnte das "goldige" Muster-Depot des EAST STOCK TRENDS (www.eaststock.de) schon bis Ende Mai um 42 Prozent ansteigen und es stieg auch nach dem Brexit im Wert weiter an.

Großbritannien bei der Fussball-Europmeisterschaft noch vollständig vertreten

Das Abstimmungsergebnis war mit 51,9 zu 48,1 Prozent zwar denkbar knapp und auch entgegen allen Prognosen der Umfragen zuvor, aber der Schock ist tief in Europa. Damit hat Großbritannien Europa die „rote Karte“ gezeigt und dabei ein Eigentor geschossen. Bei der Fußball-Europa-Meisterschaft in Frankreich dürfen die britischen Mannschaften wie England, Wales, Irland und Nordirland noch weiterspielen. Es kam sogar zum Achtel-Finale Wales gegen Nordirland und England gegen Island. Für England bedeutet der Brexit aber das Ausscheiden aus Europa.

Scheidung tut weh

Die Scheidung von der EU dauert zwei Jahre und wird weh tun, für alle Beteiligten, aber hoffentlich gibt es keinen „Rosenkrieg“ bei den Zollverhandlungen. Die Unsicherheiten über die Zukunft Großbritannien ist groß, was dazu führen wird, dass in Zukunft kaum in Großbritannien mehr investiert wird. Zudem ist Großbritannien später dann nicht mir Mitglied der Zollunion. Die Zollverträge müssen in den nächsten zwei Jahren neu verhandelt werden. Großbritannien wird dann aus der Sicht der EU zu einem Drittland. Out is out! Möglich wäre aber eine EU-Assoziierung ähnlich wie mit der Ukraine. Schottland und Nordirland sind gegen den Brexit, Wales dafür.

Schottland strebt ein neues Referendum an

Möglicherweise wird Schottland demnächst ein Referendum anstreben, um in der EU zu bleiben. Aber auch in England gibt es Bestrebungen, ein weiteres Referendum zu erreichen, um den Brexit abzuwenden. Es gibt dafür in einer Petition schon über drei Millionen Unterschriften. London will mehr Unabhängigkeit und direkte Verhandlungen mit der EU.

Alt gewinnt gegen jung

Die junge Bevölkerung aus Großbritannien wollte in der EU bleiben die alte Bevölkerung war aber mehrheitlich dagegen. Zudem gibt es ein deutliches Stadt-Land-Gefälle (Stadt; Remain, Land: Brexit). London hat zu 60% für die den Verbleib in der EU gestimmt, die ländlichen Regionen aber waren dagegen. Die Wahlbeteiligung war mit nur 72 Prozent deutlich geringer als bei dem Referendum Schottlands. Der Premier David Cameron hat bis Oktober seinen Rücktritt erklärt, worüber die EU-Vertreter wenig begeistert sind. Wann das offiziell Austrittsverlangen an die EU nach Artikel 50 des Lissabon-Vertrages formuliert wird, ist nun ungewiss. Cameron wird sich hier wohl mehr Zeit lassen als es der EU lieb ist.

Quo vadis Großbritannien?

Was die Börse aber nicht liebt, ist Unsicherheit und die bleibt. Welches Modell strebt Großbritannien (GB) nun an? Will GB den Status wie Norwegen, dann müsste GB auch in die EU zahlen und die EU-Normen akzeptieren. Das Schweizer Modell bedarf langjähriger Verhandlungen. Da Schottland nun ein neues Referendum beantragt, kann es auch zu einem Zerfall des Vereinigten Königreiches kommen, denn Schottland will in der EU verbleiben. Zu Konflikten kann es auch wieder in Irland kommen, wo die EU zuvor ein guter Friedensstifter war. Auch hier kann es dann wieder zu Grenzkontrollen kommen.

Gefahr von Dominoeffekten in Europa

Die Gefahr von Dominoeffekten, die die Spaltung Europas vorantreiben, ist groß, denn die Zahl der Populisten im rechten und linken Parteienspektrum wird immer größer in vielen Ländern wie in Dänemark, Niederlanden, Österreich, aber auch schon lange in Frankreich, Italien und Spanien. Viele osteuropäische Länder ziehen bei der Flüchtlingspolitik schon lange nicht mehr an einem Strang, sondern sind gegen die „EU-Befehle“ von oben. Viele Länder und Bevölkerungsschichten fühlen sich von der EU zu sehr bevormundet und nicht mehr verstanden.

Spanien als nächster Lackmustest für Europa

Am Sonntag, den 26. Juni 2016, wird auch in Spanien das Parlament neugewählt, da sich die Koalitionspartien nicht einigen konnten. Auch hier kann es sein, dass die rechten und linken Populisten, die gegen den Euro und die EU sind, an Stimmen gewinnen. Wenn die linke Partei Podemos die Wahl gewinnen sollte, kann es zu neuen Auseinandersetzungen mit der EU kommen. In Italien gibt es auch starke Strömungen gegen die EU und den Euro insbesondere durch die Partei „5 Sterne“, die jetzt sogar den Bürgermeister von Rom stellt durch eine Frau. Marine Le Pen von der rechten und nationalistischen Partei Front National fordert nun auch ein Referendum in Frankreich.  

Auch in Dänemark und in den Niederlanden gibt es starke Strömungen gegen die EU und Bestrebungen, ein Referendum durchzuführen. Zuletzt haben die Niederlande die Zustimmung der EU-Assoziierung der Ukraine per Referendum verweigert, was schon die erste Ohrfeige für die EU war. Es gibt dort ein starkes rechtes Lager in den Niederlanden, aber auch in Frankreich und in Italien, die jetzt lauthals ein Referendum fordern. In Spanien kann es eine ähnliche Situation wie in Griechenland geben, wo rechte und linke Populisten die Regierungskoalition bilden. Unklar und politisch zerfahren ist auch die Situation in Portugal.

Aufbegehren gegen das Establishment

In vielen Ländern sieht man ein Aufbegehren der einfachen Leute gegen das Establishment und die politische Elite, sowohl in den USA als auch in Europa. Es ist aber auch Ausdruck eines Generations-Konfliktes, denn die jungen Menschen haben in Großbritannien für einen Verbleib in der EU gestimmt, die alten Menschen waren aber dagegen und die Alten sind die Mehrheit bei der Wahlbevölkerung.

Flüchtlingsproblem als Multiplikator

Dies kommt, weil sich der einfachen Bürger von der Politik nicht verstanden und berücksichtigt fühlt. Der Brexit war auch eine Abstimmung gegen die überbordende Bürokratie der EU. Das Flüchtlingsproblem hat die EU Gegner als Multiplikator zusätzlich mobilisiert.

EU beschließt Verlängerung der Sanktionen gegen Russland

Die EU beschloss mit 28 Ländern einheitlich die Verlängerung der Sanktionen gegen Russland. Damit setzt sich aber auch der „Kalte Krieg“ weiter fort. Die Russen haben aber auch großvolumig in London vor allem im Immobilienmarkt investiert. Polnische Bürger sind beleibte und vor allem preiswerte Arbeitskräfte in Großbritannien, in Boston stellen sie schon ein Drittel der Bevölkerung. Was früher die Türken für Deutschland waren, sind jetzt die polnischen Arbeiter in Großbritannien, die vor allem in der Landwirtschaft zu Billigstlöhnen eingesetzt werden. Rein politisch stehen Großbritannien und hier vor allem England und Europa aber auch auf dem Kriegsfuß.

Schlittert Großbritannien (England) nun in eine Rezession?

Durch einen Investitionsstau aufgrund der Unsicherheit könnte Großbritannien in eine Rezession schlittern und die EU dann mit nach unten ziehen. Großbritannien hat 16 Prozent der europäischen Wirtschaftleistung, die EU exportiert 120 Mrd. € nach Großbritannien und damit nach Frankreich der wichtige Handelspartner der EU. Deutsche Exporte werden darunter leiden, wenn England in eine Rezession schlittert und das britische Pfund immer schwächer wird. Großbritannien hat ohnehin chronisch hohe Leistungs-, Handels- und Haushaltsbilanzdefizite, die nun noch größer werden könnten.

Neue Referenden in Europa könnten zu einer Rezession in Europa führen

Die größte Gefahr würde aber davon ausgehen, wenn jetzt auch andere EU-Länder wie Dänemark, Niederlande, Italien und Frankreich Referenden verlangen würden, denn dann gerät auch der Euro in Gefahr und würde zusammenbrechen oder sich selbst wohlmöglich die Geschäftsgrundlage wegziehen. Jedes Referendum würde die Kapitalmärkte schon im Vorfeld zutiefst verunsichern und kein Unternehmen würde unter solchen Bedingungen mehr investieren, denn Unternehmen brauchen eine langjährige Planungssicherheit, die seit dem Brexit nicht mehr gegeben ist. Es kann also zu einem Investitionstau kommen und dann auch zu einer Rezession in Europa in 2017.

EZB spielt auf Zeit durch manipulierte Anleihenmärkte

Die logische Folge wäre eine Rezession in Europa oder sogar eine Weltwirtschaftskrise, den auch in den USA und in China läuft die Konjunktur nicht mehr wie früher. Die Notenbanken sorgen zudem für einen Bubble bei den Staatsanleihen, der sich auch in einem Crash auflösen kann, denn es handelt sich um von der EZB manipulierte Märkte, was nun sogar vom Bundesverfassungsreicht am 21. Juni für verfassungskonform erklärt wurde. So müssten unter normalen Bedingungen italienische Anleihen viel höher rentieren als es jetzt mit der Negativzins-Politik durch „Super-Mario“ Draghi der Fall ist.

Es gibt erhebliche Forderungsausfälle in Italien bei Banken und Unternehmen und auch immer noch eine viel zu hohe Jugendarbeitslosigkeit, wie alle südeuropäischen Länder.  Deswegen konnte sich die EU- und Euro-kritische Partei „5 Sterne“ jetzt auch bei der Bürgermeisterwahl in Rom durchsetzen. Ein Referendum in Italien könnte zu ähnlichen fatalen Ergebnissen führen wie jetzt in Großbritannien und dann wäre die EU und der Euro am Ende. Ohnedies ist de künstlich durch die Notenbanken herbeigeführte Anleihen-Blase sehr gefährlich, denn auch der kann in einem Crash enden.


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Quelle: Andreas Männicke, Autor: (am)

 

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