30.07.19  Kolumne  Gas 

Notenbanken kämpfen gegen Rezession, Deflation und den drohenden Finanzkollaps

(Andreas Männicke) von Andreas Männicke, Geschäftsführer der ESI East Stock Informationsdienste GmbH (www.eaststock.de) und Herausgeber des EAST STOCK TRENDS

+++FED lenkt die Weltbörsen+++Schwache Konjunkturdaten werden ignoriert+++Johnson verspricht „blühende Landschaften“ nach dem Brexit+++Gold vor neuer Hausse?+++Bitcoins nach Trump-Getwitter stark korrigiert+++Griechische und italienische Anleihen als Outperformer+++ USA planen neue Sanktionen gegen Russland++Moskauer Börse dennoch robust+++

Alle Anleger warten gespannt auf die nächste Sitzung der amerikanischen Notenbank FED am 31. Juli, wo eine Zinssenkung von 0,25 Basispunkten, wenn nicht sogar 0,5 Basispunkten erwartet wird. Die meisten Anleger vergessen aber dabei, dass die letzte große Zinssenkung der FED um 0,5 Basispunkte in 2008 war und es einen globalen Finanz-Crash gab. Wenn die Notenbank den Zins senkt, tut sie das auch, um eine Rezession oder gar Deflation zu verhindern. Die EZB-Chef-Draghi könnte am 12. September sogar den Zinssatz um 0,2 Basispunkte auf -0,6 Prozent senken als letzten Rettungsanker.

Es ist aber nicht davon auszugehen, dass dadurch ein großer Konjunkturaufschwung imitiert wird. Die Wall Street stieg schon vor der FED-Zinsentscheidung auf neue Allzeit-Hochs. Die Anleger „wetten“ daher im Moment falsch. Das erste Alarmzeichen ist, dass Gold steigt. Aber auch die Moskauer Börse erweist sich als sehr robust. Der Rubel ist in diesem Jahr einer der stärksten Währungen der Welt, obwohl der Rubel nicht sonderlich rollt.

Neue Allzeit-Hochs an der Wall Street

Die Wall Street erreichte in den letzten Tagen in der Hoffnung auf eine Zinssenkung der FED ein neues Allzeit-Hoch. Der S&P Index stieg am 26. Juli erstmals auf 3022 Indexpunkte das intraday aber auch schon am 15. Juli erreicht wurde. Seit dem 15. Juli tendiert der S&P-Index nahe dem neuem Allzeit-Hoch stabil seitwärts in der Nähe von 3020 Indexpunkten, so auch in den letzten Tagen zwischen 2960 und 3025 Indexpunkten. Damit stieg der S&P-Index bereits um 20 Prozent in diesem Jahr.

Noch besser schnitt wieder einmal der NASDAQ Composite Index mit einem Plus von 25 Prozent seit Jahresbeginn. Das NASDAQ Comp. Index stieg am Freitag sogar auf ein neues Allzeit-Hoch von 8330 Indexpunkten, korrigierte aber leicht am Montag. FANG & Co waren also wieder gefragt trotz des ungelösten US-Handelskonflikts mit China. Dabei wird von den meisten Anlegern eine Zinssenkung um 0,25 Basispunkte erwartet. Kommt sie nicht, dürfte der Aktienmarkt enttäuscht den Rückwärtsgang einlegen.

Drohen jetzt „japansicher Verhältnisse“?

Noch ist aber der Aufwärtstrend in den USA voll intakt, was erstaunt, da er schon 10 Jahre alt ist und die schwachen Konjunkturdaten und Gewinnentwicklungen eher zur Vorsicht mahnen. Bisher haben es die Notenbanken geschafft, eine große Konjunktur- und Finanzkrise seit 10 Jahren zu vermeiden. Dabei ist aber die Unternehmensverschuldung in den USA enorm gestiegen. Drohen jetzt etwa „japanische Verhältnisse“, also eine Dauer-Stagnation mit dauerhaft Null-Prozent-Zinsen?

DAX robust, aber noch nicht auf neuen Jahres-Hoch

Der DAX konnte zwar auch im Freitag um 0,47 Prozent leicht auf 12.417 Indexpunkte zulegen, was ein Plus von fast 18 Prozent seit Jahresbeginn bedeutet; er erreichte damit aber noch kein neues Jahres-Hoch. Der IFO-Geschäftslima-Index fiel jetzt schon viermal in Folge. Der EZB-Chef Mario Draghi kündigte weitere geldpolitische Maßnahmen an, weil er erkennt, dass die Konjunktur in Europa nicht in Schwung kommen will und die Inflation zu gering bleibt. Zudem lauern neue Gefahren im Fall eines harten Brexits unter den dem neuen Primier Johnson.

Die Negativzinsen der EZB werden zum Ertragsproblem für die Geschäftsbanken

Durch die Null-. und Negativ-Zinspolitik drohen allen europäischen Banken, auch den deutschen Sparkassen und Genossenschaftsbanken, dass das Geschäftsmodell entzogen wird. Die ab Dezember 2019 neue EZB-Chefin Christine Lagarde, noch amtierende IWF-Chefin, wird den Kurs von Draghi notgedrungen wohl fortsetzen müssen, um einen globalen Finanzkollaps zu vermeiden. Wenn Italien aus dem Euro herausgehen sollte, ist der Euro tot. Dann muss wohl der deutsche Sparer für die vielen Bankpleiten später einmal aufkommen, was ihm aber auch schwerfallen wird. Das Konzept des Bail-In, also dass die Aktienbesitzer und Gläubiger für die Verbindlichkeiten aufkommen sollen und nicht der Staat, ist bei Großbanken wegen der Gefahr eines Bankenruns jedenfalls eine Illusion. Am sprichwörtlich „seidenen Faden“ hängen nicht nur einige italienische Großbanken, sondern auch die Deutsche Bank AG als systemrelevante Bank. Daher jetzt auch die angekündigte Radikalkur vor allem im Bereich Investmentbanking.

Gold erholt, aber noch ein Underperformer

Zudem wird der Sparer faktisch schleichend enteignet und eine Altersvorsorge über normales Sparen ist nicht möglich. Positiv ist diese Entwicklung aber für den Goldpreis, der negative Realzinsen braucht, um anzusteigen, was er zuletzt auch tat mit einem Goldpreis von über 1420 USD/Unze. Der Goldpreis stieg damit in USD um 10 Prozent, in Euro aber um 14 Prozent, da der Euro im Tief auf 1,11 EUR/USD fiel. Damit schnitt Gold immer noch schlechter in der Performance ab als der DAX geschweige denn als der S&P-Index oder NASDAQ-Index. .

Silber auch erholt, aber ein Underperformer – insbesondere zu Kryptowährungen

Dafür machte Silber zuletzt endlich nach über 7-jähriger Dauer-Flaute eine erfreuliche Rally bis auf das neue Jahres-Hoch von 16,4 USD/Unze (im Hoch 16,65 USD/Unze). Damit stieg der Silberpreis zwar um 7,2 Prozent in 1 Monat, aber „nur“ um 6 Prozent seit Jahresbeginn. Auch Silber bleibt damit ein relativer Underperformer.

Die Kryptowährung Bitcoin fiel hingegen im Wert von 12.000 auf unter 10.000 USD, weil Trump sich per Twitter gegen den Bitcoin ausgesprochen hat und auch den Libra von Facebook nicht begrüßt. Seit Jahresbeginn bleibt aber der Bitcoin die beste Geldanlage der Welt und die stärkste Währung der Welt mit einer Kursverdoppelung, falls man den Bitcoin überhaupt als eine Geldanlage bzw Währung bezeichnen darf, was umstritten ist. Zum Jahresbeginn war der Bitcoin noch bei 4000 BTC/USD. Er hatte sich im Hoch im Wert als schon verdreifacht und daher sein Comeback eindrucksvoll bewiesen. Im Börsenbrief EAST STOCK TRENDS wurden bereits verschiedene Finanzprodukte auf Kryptowährungen erwähnt, die sich schon sehr gut entwickelt haben. Ein „Investment“ in Kryptowährungen bleibt aber sehr spekulativ und wenig kalkulierbar.

Hohes Volumen an Anleihen mit einem Negativzins

Das Volumen von Anleihen im negativen Bereich hat mit 13 Billionen € (!) einen neuen historischen Rekordwert erreicht. Die Geschäftsbanken müssen nun die Gebühren in anderen Bereichen enorm erhöhen, um überhaupt ertragreich zu werden. Ob der Kahlschlag bei der Deutschen Bank AG mit der Radikalkur im Investmentbereich gelingt ist fraglich, denn der Wettbewerb im normalen Kreditgeschäft wird immer größer und risikoreicher. 3 Mrd. € Buchverlust und ein Kurs von nur noch 7 € sprechen jedoch eine deutliche Sprache.


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Quelle: Andreas Männicke, Autor: (am)

 

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